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Gilead Sciences unter Beschuss – und es kommt noch schlimmer!

Gesundheit & Biotech
Foto: Getty Images

Die einst glamouröse Aktie von Gilead Sciences (WKN:885823) kennt seit Mitte 2015 nur noch den Weg nach unten. Die Gründe hierfür sind aller Ehren wert, denn gerade die Produkte gegen Hepatitis C (HCV) führen zur echten Heilung dieser schwerwiegenden Infektion. Damit gehen aber auch die Patienten als Kunden verloren. Gilead selbst vermittelt einen bitteren Ausblick auf 2018, und es könnte noch wesentlich schlimmer als erwartet werden. Hier die Hintergründe.

Die Zahlen und der Ausblick

Der Umsatz 2017 lag mit 26,1 Mrd. US-Dollar zwar deutlich hinter den 30,4 Mrd. US-Dollar in 2016, aber dennoch etwas höher als erwartet. Dabei wurden mit Hepatitis C-Präparaten 9,2 Mrd US-Dollar erreicht und sie bilden damit derzeit die noch wichtigste Einnahmequelle.

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Der Paukenschlag kam aber erst mit dem Ausblick 2018, denn das Unternehmen rechnet nur noch mit Jahresumsätzen von 20–21 Mrd. US-Dollar. Das entspricht einem Negativwachstum gegenüber 2017 von mehr als 20 %.

Davon soll das Hepatitis C-Geschäft dann auch nur noch 3,5–4 Mrd. US-Dollar ausmachen und damit zum Vorjahr weiter um mehr als 50 % sinken. Das zweite wichtige Standbein, Präparate gegen HIV, wird vermutlich eher stagnieren, da neue Entwicklungen bisherige eigene Produkte kannibalisieren.

Und was brachte die Übernahme von Kite Pharmaceuticals? Die investierten 11,9 Mrd. US-Dollar in 2017 werden lange darauf warten müssen, sich auszuzahlen. Zwar ist die zellbasierte Krebsimmuntherapie absolut zukunftsweisend und mit Kosten in Höhe von 375.000 US-Dollar pro behandeltem Patienten auch ein echter Umsatzgarant, aber das Geschäft läuft sehr langsam an.

Seit Zulassung im Oktober konnten nur 19 Patienten mit der Yescarta genannten Therapie bei B-Zell-Lymphomen behandelt werden. Zwar sollte diese Zahl in 2018 signifikant ansteigen, doch Novartis (WKN:904278) hat mit Kymriah eine vergleichbare Therapie für Kinder und junge Erwachsene, für die eine Zulassungserweiterung angestrebt wird. Damit käme es zum direkten Wettbewerb um diese ohnehin schon kleine Patientengruppe.

Beschuss durch Wettbewerber

Aber nicht nur die Zelltherapie macht Sorgen, sondern auch das ohnehin schon schwindende Hepatitis C-Geschäft könnte langfristig gen Null gehen. So arbeitet beispielsweise die deutsche Artes Biotechnology zusammen mit dem Burnet Institute an einem prophylaktischen Impfstoff, der in bisherigen Studien die Bildung großer Mengen an Antikörper gegen alle sieben bekannten Genotypen von HCV auslöste.

Dieser Impfstoff wäre nicht nur präventiv schützend, sondern auch deutlich preiswerter als die bisherigen Behandlungskosten von Hepatitis C. Und das würde auch die Gesundheitssysteme freuen, denn eine Behandlung mit Solvadi von Gilead kostet ca. 100.000 US-Dollar pro Patient.

Zu allem Überfluss sehen Wettbewerber neidisch auf das lukrative Geschäft mit AIDS, bei dem bisher noch Gilead den Kampf gegen HIV anführt. Im Juli 2017 hat Janssen, Tochter von Roche (WKN:855167) mit Symtuza erstmals die Zulassung für eine einzige Tablette mit gleich vier enthaltenen Wirkstoffen gegen AIDS in der EU erhalten.

Sanofi (WKN:920657) entwickelt zusammen mit dem NIH (US National Institute of Health) einen Super-Antikörper, der 99 % aller HIV-Stämme erkennen soll. Die Kombination von drei verschiedenen Antikörpern, die in Affen ihre Effizienz bewiesen haben, soll in diesem Jahr dann in Klinischen Studien am Menschen weiter untersucht werden.

Das grundsätzliche Problem nun ist, dass HI-Viren, die sich nicht vermehren, sondern nur inaktiv in einer Art Schlafmodus in sogenannten Reservoiren vorkommen, dadurch nicht bekämpft werden. Nur die Viren, die anfangen, sich aktiv zu vermehren, werden durch diese und ähnliche Wirkstoffkombinationen wie von Gilead eliminiert.

Abivax (WKN:A14UQC) mit seinem Wirkstoff ABX464 ist in der Lage, mit dem viralen Rev-Protein zu interagieren und damit jede Vermehrung des HIV-Erbguts zu verhindern. Und das tut der Wirkstoff eben auch in Blutzellen, in denen HI-Viren nur im Reservoir schlafen.

Das Rev-Protein ist ein Regulator-Protein, ohne welches das Virus weder die Hüllproteine bilden noch sein Erbgut vermehren kann. Damit ist dies ein absolut neuer Weg der Therapie, der weitere spannende Vorteile zu Tage brachte.

Überraschend ist, dass ABX464 daneben eine Langzeitwirkung verursacht, für die man bisher keine Erklärung hat. Bisherige Hypothese ist, dass durch Blockierung des Rev-Proteins unnormale Fragmente des Viruserbguts gebildet werden.

Aus denen werden kleine Proteine (Peptide) produziert, die schließlich auf der Zelloberfläche solch infizierter Blutzellen eine Immunreaktion bewirken. Damit werden infizierte Blutzellen eliminiert, so dass die Anzahl der Viren in Reservoiren und insgesamt dauerhaft deutlich abnimmt.

Bisher weiß man also über ABX464:

  1. sicher und gut verträglich (bei mehr als 150 Personen)
  2. wirkt antiviral
  3. keine Erzeugung von HIV-Mutanten, die resistent geworden sind
  4. Langzeitkontrolle der Viruslast (funktionelle Heilung)

Fazit

Gilead wurde in der Vergangenheit schon arg gebeutelt und hat bisher auch kein glückliches Händchen bei Übernahmen bewiesen. Denn was es definitiv braucht, sind neue Medikamente, die die klaffenden Löcher bei den Einnahmen stopfen und das Negativwachstum beenden.

Firmen wie Novartis und Roche können das wesentlich besser trotz ihrer großen Umsatzeinbußen aufgrund auslaufender Patente. Deshalb mein Rat zu Gilead: bis auf Weiteres Finger weg, denn es gibt bessere Aktien.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Gilead Sciences.



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