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Novo Nordisk will Ablynx, aber Ablynx will die Dänen nicht – die Hintergründe

Foto: Getty Images

Novo Nordisk (WKN:A1XA8R) ist Weltmarktführer für die Behandlung von Diabetes, jedoch fällt das Wachstum aufgrund des Preisdrucks für Insulin sowie auslaufende Patente eher mager aus, es ist mittlerweile im einstelligen Prozentbereich. Da kommt ein einzigartiges Biotech wie Ablynx (WKN:A0M7H2) gerade recht, um mit prall gefüllter Pipeline dem Pharmariesen mal wieder Beine zu machen. Aber die Belgier sind stur wie ein Esel. Warum nur?

Novos Leidensjahr 2017

Donald Duck aus den USA – Entschuldigung – Donald Trump hatte zu Beginn seiner Mission immer wieder Pharmafirmen und ihre hochpreisigen Medikamente attackiert und mit Preissenkungsmaßnahmen gedroht. Das ging auch an Novo Nordisk nicht spurlos vorbei, so dass der Aktienkurs implodierte.

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Seit April 2017 ging es dann aber bis heute stetig bergauf, was vor allem auf gute Nachrichten aus der Pipeline zurückzuführen ist. Das wird mittelfristig wohl nichts am langsamen Wachstum ändern, aber immerhin die Vormachtstellung für die Indikation Diabetes stärken.

Wichtige erreichte Meilensteine in 2017 waren:

  1. Zulassung des GLP-1 (Glucagon-like Peptid-1)-Analogons Semaglutid, das effektiver als ähnliche Wirkstoffe der Mitbewerber ist.
  2. Victoza bekam von der Zulassungsbehörde FDA als bisher einziges Mittel zugesprochen, das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung, Herzattacken, Schlaganfall sowie Tod durch Herz-Kreislaufversagen bei Diabetesbehandlung zu reduzieren.
  3. Semaglutid als orale Variante (Pille) wurde in Klinische Phase III überführt, und Markteintritt könnte 2020 sein.
  4. Semaglutid in Klinischer Phase II gegen NASH (engl. Non-Alcoholic Steatohepatitis)
  5. Semaglutid in Klinischer Phase II gegen Fettleibigkeit

Die erste Zulassung von Semaglutid sowie das hervorragende Sicherheitsprofil von Victoza sind wichtige Meilensteine,  um sich gegen die lauernde Konkurrenz zu behaupten. Richtig spannend werden in diesem Jahr aber Phase III-Daten zu der oralen Variante von Semaglutid: Statt Spritze nimmt man nur eine Pille einmal am Tag.

Problem dabei ist nur, dass man zehn bis 40 mal mehr Wirkstoff einsetzen muss als mit der Spritze, weil die Aufnahme über den Darm deutlich weniger effektiv verläuft. Das wird natürlich massive Auswirkungen auf den Preis haben und die Frage aufwerfen: Wer soll das bezahlen?

Hoffnung macht die Anwendung im Milliardenmarkt NASH, und wenn Novo Nordisk hier die Zulassung erhalten sollte, dann könnte das Wachstum wieder in den zweistelligen Prozentbereich wandern. Leider wird das noch ein paar Jahre dauern.

Bei Fettleibigkeit waren die Phase II-Daten ebenfalls sehr vielversprechend, denn durch den Wirkstoff konnten Patienten durchschnittlich 13,8 % an Gewicht verlieren, während das in der Placebogruppe nur 2,3 % waren. Dass wir alle dicker werden und selbst viele Kinder schon zu fett sind, ist leider Tatsache. Wir futtern zu viel und falsch.

Ablynx auf der Überholspur

Novo Nordisk hat natürlich Lust auf mehr Wachstum, denn erstens schläft die Konkurrenz nicht und zweitens möchte man die recht langweilige Pipeline vergrößern. Ideal erscheint dabei Ablynx zu sein, die mit mehr als 45 eigenen Entwicklungsprogrammen auf dem Weg zum Biotech-Riesen ist.

Grundlage sind die in Lamas entdeckten Nanobodies, die ähnlich wie unsere Antikörper funktionieren, aber viel kleiner sind. Die Vorteile sind eklatant: Sie sind stabiler, durchdringen Gewebe besser, können inhaliert oder unter die Haut gespritzt werden, können an deutlich mehr Zielstrukturen binden, lassen sich mit Toxinen verbinden etc.

Neben der strategischen Partnerschaft mit Sanofi (WKN:920675), aus der allein im Erfolgsfall 2,4 Milliarden Euro an Meilensteinzahlungen und oben drauf noch Beteiligungen an Nettoverkaufserlösen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich möglich sind, gibt es noch mehrere eigene Programme.

Kurz vor der Zulassung steht der eigene Nanobody Caplacizumab, der sich gegen die seltene TTP (thrombotisch-thrombozytopenische Purpura) richtet. Hier wird mit einem Umsatzvolumen von ca. 600 Mio. Euro gerechnet.

Weitere in der Pipeline fortgeschrittene Nanobodies sind Vobarilizumab mit hervorragenden Phase-2-Daten gegen rheumatoide Arthritis sowie die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes. Ein weiterer Wirkstoff in Klinischer Phase II und nicht verpartnert ist ALX-0171 gegen das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).

Das Einzigartige ist, dass dieser Nanobody inhaliert werden kann, um an die Virusoberfläche zu binden und somit die Aufnahme in Lungenzellen zu verhindern, so dass das Immunsystem das Virus entsorgen kann. Auch dieser Wirkstoff hat Blockbuster-Potenzial (Umsatz von über einer Mrd. US-Dollar pro Jahr).

Ist nur der Preis entscheidend?

Novo Nordisk hatte schon im Dezember letzten Jahres ein Angebot unterbreitet, das einstimmig abgelehnt wurde. Jetzt ging der Diabetes-Spezialist aus Verzweiflung an die Öffentlichkeit und bot 28 Euro pro Aktie plus 2,50 Euro bei Erreichen bestimmter Meilensteine.

Das ist aber der Ablynx-Führung viel zu wenig. Aus gutem Grund, denn auch meiner Ansicht nach ist die Pipeline viel mehr als das wert. Daher sieht die Zukunft für Ablynx sehr rosig aus, und man möchte wohl aus eigenen Kräften einen Biotech-Giganten erschaffen.

Doch irgendwann, wenn beim Angebot nachgebessert wird, wird die Ablynx-Führung wohl auf Druck der Aktionäre nachgeben müssen und dem Deal zustimmen. Bei welchem Angebot sie einbrechen werden und ob Novo Nordisk mehr zahlen möchte, wird sich zeigen.

Fazit

Novo Nordisk ist klever, sich mit Ablynx verstärken zu wollen. Es bleibt nur die Frage nach dem Preis. Sollte es zu teuer für die Dänen werden und sie das Angebot zurückziehen, dann wird die Ablynx-Aktie vermutlich deutlich einbrechen.

Daher sollte man jetzt vielleicht am besten von der Seitenlinie aus zusehen und abwarten, was passiert.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Novo Nordisk.



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