Ist Gerhard Schröder das Ass in Gazproms Ärmel?
Der russische Energieriese Gazprom (WKN:903276) musste in diesem Jahr oftmals um sein Großprojekt Nord Stream 2 bangen. Viele europäische Entscheidungsträger wollten sich aus Angst vor zu viel russischem Einfluss gegen die neue Gaspipeline stellen und die USA haben Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt.
Noch war jedoch keiner der Steine im Weg groß genug, um das Ende von Nord Stream 2 zu bedeuten. Ein alter Bekannter könnte jetzt hinter den Kulissen seine Macht nutzen, um dafür zu sorgen, dass das Großprojekt im nächsten Jahr ungehindert vorankommt. Gazprom-Aktionäre können noch immer auf die zusätzlichen Milliardeneinnahmen hoffen.
Altkanzler und Russlandversteher
Der Altkanzler Gerhard Schröder gilt schon lange als Russlandversteher. Die meisten erinnern sich noch, mit welchem Nachdruck er die Gaspipeline Nord Stream unterstützt hat. Er ist bis heute Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG. Zusammen mit namhaften Unternehmenslenkern ist er für den Aktionärsausschuss zuständig.
Damals war das Projekt durchaus kontrovers, heute ist es mit seiner jährlichen Lieferkapazität in Höhe von 55 Mrd. Kubikmetern aber schon längst ein wichtiger Anker der europäischen Energieversorgung. Schröder ist damals aber auf den Geschmack gekommen, denn bis heute mischt der Altkanzler kräftig in der russischen Energieexportlandschaft mit.
Für die Leitung des Aufsichtsrats von Rosneft bekam er kräftige Kritik. Abgesehen davon, dass solche Posten öffentliche und privatwirtschaftliche Interessen durcheinander bringen können, sorgen sich viele Politiker um einen zu großen Einfluss Russlands. Besonders deswegen steht auch Nord Stream 2 immer wieder in der Kritik. Gerhard Schröder ist dem Projekt aber ohne Frage zugeneigt, und könnte sich noch als Ass im Ärmel erweisen.
Team Schröder to the Rescue
Da Schröder sowohl bei der ersten Nord Stream-Pipeline aktiv war als auch schon bei Rosneft eine wichtige Position innehat, ist seine Unterstützung bei Nord Stream 2 eigentlich wenig überraschend. Trotzdem hat Gazprom hier bisher mit verdeckten Karten gespielt.
Schon bei den ersten Schritten von Nord Stream 2 im Jahr 2015 hatte das Projekt mit kräftigem Gegenwind zu kämpfen. Große Unternehmen wie BASF oder OMV konnten sich nicht, wie ursprünglich geplant, daran beteiligen. Bald sah es so aus, als ob generell die europäische Politik eine große Hürde für die Umsetzung von Nord Stream 2 sein würde.
Schnell positionierte sich Deutschland als wichtigster Befürworter für die neue Pipeline. Schröders alte Bekannte Brigitte Zypries und Sigmar Gabriel waren immer wieder für konstruktive Gespräche mit der Gazprom-Führungsriege und russischen Politikern zu haben. Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass Schröder nun auch den Verwaltungsrat von Nord Stream 2 leitet.
Besonders Der Tagesspiegel hat mit seinen Recherchen gezeigt, dass die Unterstützung der Bundesregierung sich immer wieder auf Gespräche mit Schröder zurückführen lässt.
Auch Nord Stream war kontrovers
Da nicht viele Details über die Gespräche, an denen Schröder beteiligt war, bekannt sind, lässt sich nicht sagen, wie groß sein genauer Einfluss bisher war. Es scheint aber, als ob der Altkanzler die richtigen Gesprächspartner mit an den Tisch bringt und in der deutschen Regierung die Meinung festigt, dass Nord Stream 2 ein wichtiges Projekt ist.
Man kann von diesen Methoden halten, was man will und sich ebenfalls um den russischen Einfluss und die Lage in der Ukraine sorgen. Der Einfluss Schröders könnte aber entscheidend darin sein, dass Nord Stream 2 wie geplant gebaut wird. Damit würde ähnlich wie bei der ebenfalls kontroversen Nord Stream-Pipeline wirtschaftliche Logik über politische Bedenken triumphieren, und Gazprom bekäme zusätzliche Milliardeneinnahmen.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.