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Highflyer Vita 34: Das ist der Grund für das Geschäft mit den Baby-Stammzellen

Foto: Getty Images

„Stammzellen aus der Nabelschnur sind zum Wegwerfen viel zu schade“ wirbt Vita 34 (WKN:A0BL84) und ermutigt damit Eltern zum Einfrieren von Stammzellen ihrer Neugeborenen. Die Hoffnung dabei ist, spätere eventuell auftretende schwere Erkrankungen dieser Kinder heilen zu können. Basiert dieses Geschäftsmodell auf soliden Grundlagen oder ist das gar Bauernfängerei?

Stammzellen aus der Nabelschnur

Ich möchte hier das Thema „Embryonale Stammzellen“, das oft mit dem Klonen von Menschen in Zusammenhang gebracht wird, bewusst ausklammern, denn in diesem Artikel geht es nur um Stammzellen aus Nabelschnurblut bzw. Nabelschnurgewebe.

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Daraus ergibt sich schon, dass Stammzelle nicht gleich Stammzelle ist. Eine Stammzelle ist eine Art Ursprungszelle, die sich unbegrenzt vermehren und alle Zelltypen des Körpers bilden kann (zum Beispiel Muskelzelle, Nervenzelle, Blutzelle). Diese Fähigkeit der Stammzellen bezeichnet man als Pluripotenz.

Ein eigenständiger Organismus kann aus ihnen jedoch nicht mehr entstehen. Nur Zellen von sehr frühen Embryonen sind totipotent, das heißt, dass sich aus jeder einzelnen Zelle dieses Embryos durch Teilung ein eigenständiges Lebewesen entwickeln kann. In der Natur geschieht dies spontan, wenn sich ein Embryo zu sogenannten eineiigen Zwillingen teilt.

Adulte Stammzellen hingegen sind teilungsfähige Zellen, die in bislang 20 Organen des Körpers, beispielsweise im Knochenmark, im Blut und im Gehirn, nachgewiesen wurden und dort lebenslänglich vorhanden sind. Sie haben die Aufgabe, die unterschiedlichsten Arten von Ersatzzellen zu bilden.

Auch das Nabelschnurblut von Neugeborenen enthält adulte Stammzellen. Im Gegensatz zu embryonalen Stammzellen ist ihre Vermehrbarkeit limitiert und ihre Lebensdauer somit begrenzt. Man kann sie relativ problemlos aus dem Nabelschnurblut gewinnen und einfach in flüssigem Stickstoff einfrieren. Da es körpereigene Zellen sind, gibt es bei etwaigen Transplantationen beim Spender selbst keine Abstoßungsreaktionen.

Was nützt das Einfrieren von Stammzellen aus Nabelschnurblut?

In Deutschland steckt die Entwicklung auf dem Gebiet der Nabelschnurblut-Transplantationen trotz des enormen Potentials noch in den Kinderschuhen. Das liegt einerseits an dem Entwicklungsbedarf dieser relativ neuartigen Möglichkeit, schwerste Krankheiten zu heilen.

Zum anderen liegt es auch an der fehlenden politischen Unterstützung wie das Beispiel aus dem Jahr 2007 zeigt, als die unabhängige Ethik-Beratergruppe der EU-Kommission sogar „ernste ethische Bedenken“ gegen die Anbieter individueller Nabelschnurblut-Einlagerung äußerte: „Sie verkaufen eine Dienstleistung, die derzeit keinen realen Nutzen in Bezug auf therapeutische Möglichkeiten hat.“

Damals gab es tatsächlich mehr Hoffnung als Anwendungen, aber Wissenschaftler waren sich einig, dass sowohl das Spenden von Stammzellen als auch das Einfrieren eigener Stammzellen durchaus Sinn machen könnte. Denn heute wissen wir, dass sowohl eigene Stammzellen als auch die von Spendern lebensrettend eingesetzt werden können.

Bereits bei über 80 Erkrankungen konnten Stammzellen aus Nabelschnurblut erfolgreich eingesetzt werden. Eine ganz entscheidende Voraussetzung für eine Stammzellübertragung ist jedoch die möglichst große Übereinstimmung der Gewebemerkmale zwischen Spender und Patient.

Bei Blutkrebs machen die eigenen Stammzellen eher keinen Sinn, da die Vorläufer sich meist schon vor der Geburt gebildet haben, so dass eigenes Nabelschnurblut daher in den ersten Lebensjahren die Gefahr erhöht, dass der Krebs erneut ausbricht.

Auch bei Erbkrankheiten ist das eigene Nabelschnurblut ungeeignet, denn die Zellen tragen den gleichen Gendefekt. Auch hier sind Stammzellen eines fremden Spenders die bislang einzige und beste Lösung.

Während gespendetes Nabelschnurblut eher bei bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems (z. B. Leukämien, Blutbildungsstörungen, genetischen Erkrankungen) eingesetzt wird, kommt eigenes Nabelschnurblut beispielsweise bei Lymphomen, Autoimmunerkrankungen, soliden Tumoren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder in der regenerativen Medizin zum Einsatz.

Vita34 hat in Deutschland kommerzielle Exklusivität

Wer in Deutschland einen kommerziellen Anbieter für das Einlagern von Nabelschnurblut sucht, kommt an Vita34 nicht vorbei. Dabei liegen die Kosten bei der preiswertesten Alternative bei einmalig 1.990 Euro plus 48,20 Euro Jahresgebühr.

Vita34 hat von rund 200.000 Neugeborenen ein Stammzelldepot angelegt, aus dem bisher 30 Transplantationen durchgeführt wurden. Sie kamen als Therapie-Option bei Krebserkrankungen wie Leukämie und Neuroblastom, bei Blutbildungsstörungen wie Aplastische Anämie oder Beta-Thalassämie, bei Immundefekten wie SCID oder dem Wiskott-Aldrich-Syndrom, frühkindlichem Hirnschaden und kindlichem Typ-1-Diabetes zum Einsatz.

Das sind gerade einmal 0,015 %, die davon profitiert haben. Und zudem lassen sich Spenderzellen ebenso verwenden, auch wenn sie aufgrund fehlender Identität gewisse Komplikationen mit sich bringen können. Die Frage, ob das private Einlagern von Nabelschnurblut seines Kindes bei der bisher geringen Wahrscheinlichkeit einer späteren Nutzung Sinn macht, muss jeder selbst beantworten.

Die Forschung wird nach und nach mehr Möglichkeiten finden, Nabelschnurblut sinnvoll und vor allem routinetauglich einzusetzen. Denn die meisten Anwendungen aus der Vergangenheit waren eher experimenteller Natur. Zudem kommt noch das generelle Problem, dass man aus einer Nabelschnur nur sehr wenig Blut erhält, das für Anwendungen in Erwachsenen oft nicht allein ausreicht.

Wer sich also das Geld sparen möchte, spendet die Stammzellen seines Kindes kostenlos beispielsweise bei der gemeinnützigen DKMS Nabelschnurblutbank in Dresden. Hier finden dank des großen Registers immerhin sechs von sieben Patienten einen geeigneten Spender, so dass das Einlagern des eigenen Nabelschnurblutes für etwaige eigene Anwendungen nicht notwendig erscheint.

Fazit

Das Geschäftsmodell von Vita34 ist allein durch die Jahresgebühr solide, denn 200.000 Stammzelldepots bringen ca. 10 Mio. Euro Umsatz pro Jahr. Entscheidend für den weiteren Erfolg von Vita34 sind meines Erachtens:

  1. Routinemäßiger Einsatz von Nabelschnurstammzellen in der Medizin.
  2. Bleiben eigene Stammzellen wirklich die bessere Alternative gegenüber Spenderstammzellen oder macht der technische Fortschritt diesen bisherigen Vorteil obsolet?
  3. Überzeugung der breiten Masse an Eltern bei Vita34 Nabelschnurblut privat einzulagern statt zu spenden oder gar nichts zu tun.

Aus heutiger Sicht ist meiner Meinung nach das Spenden von Nabelschnurblut die beste Möglichkeit, um allen betroffenen Patienten gleichermaßen zu helfen. Eigenes Nabelschnurblut für mögliche Erkrankungen des eigenen Kindes verwenden zu müssen ist eher unwahrscheinlich und bei Blutkrebs und Erbkrankheiten ohnehin sinnlos. Zudem sind Spenderzellen oft eine echte und meist vorhandene Alternative, die auch heute, wenn auch relativ selten, genutzt wird.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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