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2017: Das verrückteste Jahr seit 1989 und wie es mein Denken über Amazon, Tesla, Bitcoin und Crash verändert hat

Achterbahnfahrt
Foto: Getty Images

1989 war für mich das aufregendste Jahr. Damals ging ich noch zur Schule und hatte immer ein Miniradio in der Tasche, um die neuesten Nachrichten aus dem Osten zu hören. Rücktritt Honecker, Grenzöffnung in Ungarn, Genscher-Rede vom Prager Botschaftsbalkon und schließlich der Mauerfall, das war schon verrückt. Es folgte der Einigungsprozess, den die britische Premierministerin Margaret Thatcher noch eifrig sabotieren wollte.

Heute schlagen wir uns mit dem lästigen Brexit herum, welcher den europäischen Einigungsprozess sabotieren will, was ich ziemlich krass finde. Darüber hinaus sind in diesem Jahr im Börsen- und Wirtschafts-Umfeld echt mal einige „verrückende“ Dinge mit interessanten Erkenntnismöglichkeiten passiert.

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2017er-Erkenntnis Nr. 1: Das vergebliche Warten auf den großen Crash

Zahlreiche bekannte Marktkommentatoren, Fondsmanager und Großinvestoren haben in diesem Jahr vor einem Crash gewarnt. Zuerst gab es große Unsicherheit wegen der Finanzlage in China und dann wurde eine Eurokrise herbeibeschworen. Diese häufig aus England oder den USA geäußerte Ansicht teilte ich nicht, weil ich jederzeit von der fundamentalen Stärke der beiden Wirtschaftsräume völlig überzeugt war.

Vielmehr wurde mir immer mehr um die US-Wirtschaft angst und bange, nachdem die neue Administration wie erwartet nur für ein heilloses Durcheinander sorgte. Unklar war für mich allerdings, ob daraus folgt, dass Indizes wie Dow Jones und NASDAQ einen Rücksetzer erleben werden oder „lediglich“ der US-Dollar stark an Wert verlieren wird.

Eigentlich dachte ich, dass noch in diesem Jahr beides passieren wird. Ein Blick in Richtung Türkei hätte jedoch gezeigt, dass es auch anders laufen kann. Der Turkey Titans 20 Index erklomm kürzlich trotz der Unruhen unter dem Erdogan-Regime neue Allzeithochs — allerdings nur in der stark abgewerteten Lokalwährung. In Euro umgerechnet dümpeln die Kurse seit Längerem vor sich hin.

So wie ich es heute verstehe, ist der Mechanismus grob ausgedrückt folgender: Auf eine schlechte Regierung folgt die Abwertung der Währung, danach verfällt die Kreditwürdigkeit und steigt die Inflation, wodurch Druck auf die Leitzinsen entsteht. Dabei profitieren Aktien zum Teil, weil sie einen gewissen Inflationsschutz bieten. Von daher muss die Gleichung „schlechte Regierung gleich schlechte Aktienmärkte“ nicht unbedingt zutreffen.

Besser stehen die Chancen, was die Währung angeht. Als vor einigen Monaten noch eifrig darauf gewettet wurde, dass der Euro weniger wert sein wird als der US-Dollar, argumentierte ich engagiert dagegen. Das Ergebnis spricht für sich.

2017er-Erkenntnis Nr. 2: Trump, Bitcoin und ISIS haben etwas gemeinsam

Eben dieser Trump hat sich das ganze Jahr wild in den Vordergrund getwittert. Damit war er aber nicht alleine. Auch die Bitcoin-Promoter haben es immer wieder geschafft, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die unfassbaren Gräueltaten im Umfeld von ISIS waren ebenfalls nicht zu ignorieren.

Ich habe in diesem Jahr gelernt, dass diese drei so unterschiedlichen „Entitäten“ durchaus ähnliche Methoden einsetzen, um erfolgreich zu sein. Alle drei zeichnen zum Beispiel die Welt extrem in Schwarz und Weiß. Zudem geben sie vor, gegen dunkle Mächte zu kämpfen, seien es politische Eliten, das Finanzestablishment oder die „Ungläubigen“.

Mit verrückten Aussagen, verstörenden Videos oder groben Beleidigungen wird die Polarisierung so auf die Spitze getrieben, dass die beiden Lager überhaupt nicht mehr miteinander kommunizieren können und selbst fundierte Argumente nicht gehört werden. Nur noch unter Gleichgesinnten finden sie Bestätigung und Anerkennung, sodass die eigenen Ansichten noch verstärkt werden, bis hin zum Extremismus.

Trumps enthusiastische Fans, die eingeschworenen Bitcoin-Anhänger und die fanatischen ISIS-Kämpfer sind daher zwar keinesfalls direkt miteinander vergleichbar, aber sie leiden letztlich alle unter den gleichen Symptomen. Meines Erachtens wird eine wichtige Lehre aus dem Jahr 2017 sein, dass man diese Vorgänge noch besser verstehen muss.

2017er-Erkenntnis Nr. 3: Faszination und Zweifel an Tesla und Amazon schaffen Wert

Während der Einsatz von polarisierenden Methoden in vielen Fällen sehr negativ einzuschätzen ist, hat der nicht weniger polarisierende Elon Musk damit durchaus Interessantes geleistet. Wann immer es um die Zukunft von Tesla (WKN:A1CX3T) geht, sind die einen vollkommen davon überzeugt, dass der Elektroautobauer auf dem Weg zur Weltmarktführerschaft ist und für andere ist der Bankrott nur noch eine Frage der Zeit.

Ähnlich sieht es bei Amazon (WKN:906866) aus. Für manche ist Jeff Bezos ein Messias, der den Onlinehändler zum wertvollsten Unternehmen der Welt weiterentwickeln wird und andere haben erhebliche Zweifel an seiner Fähigkeit, genug Gewinne zu generieren, um das hohe Kursniveau auch nur einigermaßen zu rechtfertigen.

Auf amerikanischen Börsenplattformen werden Artikel zu diesen Unternehmen zum Teil mit jeweils bis zu 1.000 oft hochwertigen Leserkommentaren versehen und das fast jeden Tag. Auch Ingenieure nehmen an den hitzigen Diskussionen teil und geben ihre Expertise preis. Von daher können solche Konzerne neben der erhöhten Aufmerksamkeit auch zusätzlich von kostenlosem Input profitieren. Wenn Elon Musk herausposaunt, dass er ein neuartiges Produkt auf den Markt bringen will und umgehend ein kritischer Fachmann groß und breit die Schwachstellen des Konzepts erläutert, dann hat der Konzern vermutlich einige Manntage an Ingenieurskosten gespart — unter Voraussetzung, dass die Beiträge klug ausgewertet werden.

Deutsche Manager sind hingegen meist stark auf den guten seriösen Ruf ihrer Unternehmen bedacht, der ja auch nicht selten über 100 Jahre hinweg aufgebaut wurde. Den Musk zu geben, das liegt ihnen nicht. Trotzdem frage ich mich, ob auch DAX-Konzerne oder aufstrebende TecDAX-Unternehmen von einer Polarisierungsstrategie profitieren könnten.

Zum Beispiel wurde 2009 die Desertec Foundation gegründet, mit dem Ziel, in Nordafrika und dem arabisch-persischen Raum im extrem großen Maßstab Solarstrom zu erzeugen und nach Europa zu leiten. Das hatte Potenzial für Polarisierung. Manche waren davon total begeistert und andere taten es als unrealistisch ab. Ein engagierteres Management der Initiative hätte diese Diskussionen anheizen können. Stattdessen ist es um das Projekt ziemlich still geworden — eigentlich schade.

Was das Jahr noch bringt

Bisher war es aller Verrücktheiten und Unkenrufe zum Trotz ein super Börsenjahr, das durchaus einige Überraschungen auf Lager hatte. Von daher könnte zwischen Crash und Weihnachtsrally noch alles passieren. 2017 war im wahrsten Sinne des Wortes aufregend, aber bisher hat es sich gelohnt, die Ruhe zu bewahren und nach den attraktiven Aktien von starken Unternehmen Ausschau zu halten. Ich denke, das wird auch in Zukunft die beste Strategie sein.

Für 2018 wünsche ich uns natürlich, dass es an der Börse so weitergeht. Aber wenn die ganzen Konflikte auf dieser Welt, der Kulturverfall und die Zerstörung der Umwelt einen positiven Turnaround erleben würden, dann kann von mir aus auch der Crash kommen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon und Tesla.



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