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Der Kampf um die Vorherrschaft bei Ladestationen entbrennt zwischen Siemens, BMW und E.ON

BMW i3 am Aufladen
Foto: BMW AG

Wenn es um Ladestationen für Elektroautos geht, ist noch längst nicht entschieden, wer in Europa letztlich die größten Marktanteile erobern wird. Siemens (WKN:723610) hat die Stromnetztechnik, E.ON (WKN:ENAG99) das Betreiber-Know-how und BMW (WKN:519000) die Automobile. Mit dieser unterschiedlichen Ausgangsposition versuchen die drei nun Allianzen zu schmieden, um die Nase vorn zu haben und den Vormarsch von Tesla (WKN:A1CX3T) einzudämmen. Ich habe mir das mal genauer angeschaut und sehe mehr Gewinner als Verlierer.

Mächtige Allianzen

Bereits seit Jahren treibt BMW als einer der Pioniere der Elektromobilität die Ausweitung von Ladenetzen aktiv voran. Mit ChargeNow wird heute ein deutschlandweites Netz betrieben, wofür auch die Stadtwerke mit ins Boot geholt wurden. Auf Taiwan wird mit Delta Electronics kooperiert und in den USA mit Volkswagen (WKN:766403). Zudem besteht mit Daimler (WKN:710000) seit Jahren eine Zusammenarbeit bei der fahrzeugseitigen Ladetechnik.

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Am Standort von BMW Car IT in München wurde jetzt ein Joint-Venture namens IONITY angesiedelt, das die bisherigen Anstrengungen auf die nächste Stufe heben wird. Gemeinsam mit Mercedes, Ford (WKN:502391), Audi und Porsche sollen vor allem entlang der Fernverkehrsstraßen bis 2020 rund 400 Schnellladestationen entstehen.

Wer die Technologie dafür liefern wird, ist meines Wissens noch nicht bekannt, aber ich tippe mal auf ABB (WKN:919730), die im Oktober passende 350-kW-Modelle vorgestellt hat. In Frage käme theoretisch auch Siemens. Diese ist zwar 2013 aus der Vermarktung eigener Modelle ausgestiegen, aber heute ist der Konzern wieder aktiver auf dem Gebiet tätig denn je zuvor. Zum einen wurden in diesem Jahr wieder neue Schnellladesäulen vorgestellt und zum anderen ist Siemens einer der wichtigsten Investoren von ChargePoint.

Die Nordamerikaner sind in der Heimat mit über 40.000 Ladepunkten bereits eine große Nummer und wollen nun mit Macht auch über den Atlantik kommen. Interessanterweise sind auch BMW und Daimler dort beteiligt. Der Hersteller ist bekannt für seine fortschrittliche Softwareplattform und will das unkomplizierte Aufladen zuhause, am Arbeitsplatz und unterwegs ermöglichen.

Hinzu kommt, dass Siemens beim dominanten österreichischen Spieler SMATRICS eingestiegen ist, der voraussichtlich als Sprungbrett in Richtung Osteuropa dienen wird. Dort ist allerdings auch der lokale Ölkonzern OMV (WKN:874341) engagiert, welche neben Raststättenbetrieben wie Tank & Rast einer der Partner von IONITY ist. Tank & Rast ist wiederum auch bei E.ON im Geschäft.

Letztere ist in Dänemark bereits sehr stark vertreten und über die kommenden Jahre soll ein paneuropäisches Netz entstehen. Kürzlich wurde mit dem nordeuropäischen Mobilitätsdienstleister CLEVER vereinbart, dass in einer ersten Phase 180 Standorte im Abstand von rund 150 Kilometern von Norwegen bis Italien runter ausgestattet werden sollen.

In der derzeit noch zersplitterten Ladelandschaft gibt es eine Handvoll weiterer starker Initiativen, darunter etwa die im Oktober verkündete Partnerschaft von Allego und Fortum (WKN:916660) oder die systemübergreifende EnBW mobility+ Ladekarte.

Wer die besten Karten hat

Interessant ist zu beobachten, dass fast alle wichtigen Akteure mindestens zweigleisig fahren, egal ob Standortbesitzer, Energiekonzern, Technologie-Lieferant oder Mobilitätsdienstleister. Sich bereits jetzt an ein System fest zu binden, ist wohl zu risikoreich. Die beweglichen Variablen sind dafür zu vielfältig, von der Strominfrastruktur, der Ladestation und der Standortmiete über den Energiebezug und die Abrechnung bis hin zur Wartung der Technik muss alles reibungslos organisiert werden.

Kein Konzern der Welt kommt in diesem Geflecht ohne Partner aus. Auch die Ausgangslage der Initiativen ist unterschiedlich. Während Autohersteller und Elektrokonzerne eher ein strategisches Interesse an Ladestationen haben, geht es bei Versorgern wie E.ON viel stärker um ein gutes Geschäft.

Gerade bei Siemens ist deutlich ein übergeordneter Plan zu erkennen. Je schneller die Elektromobilität richtig Fahrt aufnimmt, desto dringlicher werden Investitionen in die Stromnetze. Außerdem will man natürlich ungern der direkten Konkurrenz das Geschäft mit der Ladetechnik überlassen. Selbst wenn sich damit direkt vermutlich kaum Geld verdienen lässt, kann es im Einzelfall entscheidend sein, Teil des Ecosystems zu sein, wenn es um die großen Aufträge geht.

Die Autobauer auf der anderen Seite müssen jetzt unbedingt etwas vorweisen, das es mit Teslas bereits bestehendem Netzwerk aufnehmen kann. Ansonsten dürfte es schwierig werden, die kritischen deutschen und europäischen Kunden zu überzeugen, vom gewohnten Verbrenner abzulassen.

Unter diesen Voraussetzungen kann E.ON nur gewinnen, wenn sie die Flucht nach vorne sucht. Der Stromkonzern besitzt mit seinem umfassenden Know-how am Anfang der Wertschöpfungskette Wettbewerbsvorteile. Am anderen Ende sind die Autobauer in einer guten Position, weil sie es sind, welche die passenden Softwareplattformen in die Fahrzeuge integrieren und über Nutzungsprofile verfügen.

Ein Markt mit mehreren Gewinnern

Letztlich glaube ich aber, dass sowohl BMW als auch Siemens glücklich sind, wenn Versorger wie E.ON Geld in die Hand nehmen, um ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Elektromobilität aus dem Weg zu räumen. Langfristig werden sie statt erbittertem Wettbewerb eher die Kooperation suchen.

Wenn es so läuft, dann kann E.ON ein weiteres Standbein schaffen, BMW gegen Tesla die Oberhand gewinnen und Siemens einen Reibach mit Smart-Grid-Technik machen. Das sind doch mal keine schlechten Aussichten für die DAX-Schwergewichte.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Ford und Tesla. The Motley Fool empfiehlt BMW und Daimler.



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