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China, Euro, Ölpreis: 3 Sorgenblasen, die du ignorieren kannst

Geschäftsmann mit Zweifeln
Foto: Getty Images

Wer die tägliche Börsenberichterstattung verfolgt, der wird von allen Seiten verunsichert: Der Ölpreis gehe wieder Richtung 30 US-Dollar, der Euro schieße nach oben und in China drohe ein Desaster. Viele lassen sich davon beeindrucken und bringen ihre Schäfchen ins vermeintlich Trockene. Aber ich nenne solche Dinge Sorgenblasen — lies hier, warum.

Sorgenblasen

Je engmaschiger man die Nachrichtenströme verfolgt, desto diffuser wird das Bild. „Maschinenbau erhöht Jahresprognose“, „Hohe Baukosten bereiten Sorgen“, „Brexit bremst britische Wirtschaft“, „Konjunkturboom treibt Verbraucherstimmung an“ et cetera et cetera. So geht es tagein, tagaus.

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Die allermeisten dieser Meldungen stellen nur eine aufgeblasene Momentaufnahme dar. Wo heute ein Konjunkturindex oder eine Prognose leicht angehoben wird, kann es das nächste Mal schon wieder in die andere Richtung gehen, ohne dass sich etwas Wesentliches für die Wirtschaft selbst und die Unternehmen geändert hätte.

Sich von dem ständigen Getöse beeindrucken zu lassen und sorgfältig recherchierte Anlageideen wegen solcher Sorgenblasen auf den Prüfstand zu stellen, kann dich eine Menge Rendite kosten. Ich habe mal drei der aktuell besonders häufigen Themen herausgepickt, die du bis auf Weiteres getrost ignorieren kannst.

Sorgenblase Nr. 1: Der sinkende Ölpreis lässt Schlimmes erahnen (?)

Allen Ernstes titelte das manager magazin Ende Juni „Beendet der extrem schwache Ölpreis die DAX-Rally?“. Irgendwie scheinen uns einige Beobachter und Marktteilnehmer immer wieder die Logik verklickern zu wollen, dass billiges Öl Unheil ankündigt. Als ob der Ölpreis irgendwie ein Orakel-Gen hätte.

Aber sind die Zusammenhänge wirklich so simpel? Billiges Öl bedeutet sinkende Industrienachfrage bedeutet baldigen Konjunktureinbruch? Ich denke, dass dies keinesfalls zwingend so ist. Es ist alles so dicht miteinander verwoben, dass Ursache und Wirkung oft kaum zu unterscheiden sind.

Schließlich ist ein niedriger Ölpreis zunächst eine gute Nachricht. Sowohl Verbraucher als auch Transportunternehmen wie die Lufthansa (WKN:823212) bekommen Kraftstoffe billiger. Chemiekonzerne wie Covestro (WKN:606214) können darüber hinaus günstiger Vorprodukte erzeugen, die wiederum für die nachgeordneten Branchen zu Vorteilen im Einkauf führen. Das zieht sich durch bis zum Einzelhandel. Damit haben die Menschen in ölimportierenden Ländern mehr Geld in der Tasche und können sich mehr Qualitätsprodukte (z.B. aus der Rhein-Donau-Region) leisten.

Die andere Seite der Medaille ist, dass eine Reihe von traditionell kaufkräftigen Ölförderländern bei niedrigem Ölpreis das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitzen hat. Da wird sicherlich der ein oder andere Mercedes bei Daimler (WKN:710000) weniger abgesetzt. Schwierig zu beurteilen, wie ausgeprägt die gegenläufigen Effekte jeweils sind. Letztlich würde ich aber sagen, dass das Positive bei Weitem überwiegt.

Sorgenblase Nr. 2: Die drohende China-Krise (?)

Manche deuten den zwischenzeitlichen Ölpreisverfall auch als Indikator für eine Schwäche des weltgrößten Produktionslands China. Aber irgendwie wird jede auffällige Indexänderung in Beziehung zur chinesischen Wirtschaft gesetzt. Anfang 2016 wurde ein großes Getöse darum gemacht, dass China 100 Milliarden US-Dollar Reserven verloren habe. Sogar eine Krise wurde ausgerufen — ziemlicher Blödsinn!

Man hat manchmal das Gefühl, dass jeder umfallende Reissack zum bösen Omen aufgebauscht wird. Dabei läuft die chinesische Wirtschaft weiterhin auf Hochtouren. Das Reich der Mitte hat keine stupiden Kriege geführt, sondern über Jahrzehnte konsequent in den Ausbau seiner Infrastruktur, Forschungskapazitäten und Produktionsbasis investiert. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass sich dies nicht in weiterem Fortschritt und Wachstum auszahlen wird.

China hat das weltgrößte Forschungsinstitut, den mit Abstand stärksten Supercomputer nebst selbstentwickelten Hochleistungsprozessoren und ein ausgedehntes Hochgeschwindigkeits-Schienennetz — nur um drei beeindruckende Beispiele zu nennen. Der Staat mag hochverschuldet sein, aber auf der anderen Seite ist er ja auch Eigentümer von Hunderten milliardenschweren Konzernen. Die nach Bilanz größten Banken sind nicht an der Wall Street zuhause, sondern in Peking — und die sind viel profitabler als etwa die Deutsche Bank (WKN:514000).

Sorgenblase Nr. 3: Der steigende Euro macht die Wettbewerbsfähigkeit kaputt (?)

Nullzinsen, eine anhaltende Krise in den Peripherieländern und die Uneinigkeit der Euroländer führten dazu, dass der Euro in Richtung Parität zum US-Dollar abschmierte. Gleichzeitig erlebte die deutsche Wirtschaft einen ziemlichen Boom mit nahezu Vollbeschäftigung.

Für viele steht deshalb fest, dass ein jetzt wieder erstarkender Euro in die Gegenrichtung wirken wird. Dabei ist der Zusammenhang gar nicht so sicher, wie es auf den ersten Blick wirkt. Schließlich hat die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit immer mal wieder länger Phasen der D-Mark- oder Euro-Stärke bestens überstanden und das ist auch logisch.

Denn ähnlich wie beim Ölpreis sind die Abhängigkeiten viel komplexer. Die Vorteile einer schwachen Währung werden meist schnell von höheren Lohnforderungen und Inflation aufgefressen. Andersherum werden die scheinbaren Nachteile einer starken Währung durch günstige Einkaufspreise sowie gegebenenfalls geschickte Absicherungsgeschäfte gemildert.

Zudem sorgen schlaue Finanzchefs wie z. B. der von RWE (WKN:703712) dafür, dass Verbindlichkeiten auch in den Währungen wichtiger Absatzmärkte aufgenommen werden. Dem Stromriesen konnte der Pfund-Verfall nach dem Brexit daher ziemlich egal sein.

Überhaupt ist der Fokus auf den US-Dollar nicht immer zielführend. Im Vergleich mit vielen anderen Währungen schlug sich der Euro nämlich gar nicht so schlecht in den letzten Jahren. So klagten zum Beispiel in letzter Zeit nicht wenige Konzerne über signifikante Umrechnungsverluste im Brasilien- oder Russlandgeschäft.

Mach dir Sorgen um Wichtigeres

Dinge wie ein sinkender Ölpreis, ein steigender Eurokurs oder ein aufgebauschtes China-Omen sollten uns höchstens am Rande tangieren. Stattdessen gilt es, die wirklich entscheidenden Aspekte eines Unternehmens, wie etwa die Strategie und das Wettbewerbsumfeld, im Blick zu behalten. Ich jedenfalls werfe bei Sorgenblasen den Filter an.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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