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Günther Fielmann bleibt noch drei Jahre Chef – wie geht es danach weiter?

Eine Brille von Fielmann liegt in einem Park vor dem Schloss.
Foto: Julia Roegner

1972 eröffnet Günther Fielmann in Cuxhaven sein erstes Brillenfachgeschäft mit modischen Fassungen zu günstigen Preisen. 44 Jahre später hat die Fielmann AG (WKN: 577220) in Deutschland einen Marktanteil von 50 % und setzt mehr als 1,3 Milliarden Euro um. Firmengründer Günther Fielmann, inzwischen 76 Jahre alt, ist immer noch der Vorstandsvorsitzende und hat seinen Vertrag gerade bis Juni 2020 verlängert.

Dann wird für einen der erfolgreichsten Unternehmer Deutschlands endgültig Schluss sein. Was aber erwartet die Aktionäre der Fielmann AG danach?

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Der Sohn wird Nachfolger

Wenn Günther Fielmann den Chefsessel räumt, wird er 80 Jahre alt sein. Für deutsche Verhältnisse ist ein so hohes Alter sehr ungewöhnlich, und ebenso bemerkenswert ist auch das Alter seines Nachfolgers. Denn der soll Fielmanns Sohn Marc werden, der im Juni 2020 gerade mal 30 Jahre sein wird. Das ist wiederum für den Chef eines großen Traditionsunternehmens ziemlich jung.

An dieser Stelle bietet sich ein Zitat des legendären Fußballtrainers Otto Rehhagel an, der mal sagte:

Es gibt keine jungen und alten Spieler, es gibt nur gute und schlechte.

Zumindest der Vater ist der Beweis für die Richtigkeit dieser Aussage, denn die Geschäfte bei Deutschlands größtem Optiker laufen rund. Die Aktie notiert mit 72,36 Euro (27.04.2017) nahe am Allzeit-Hoch, und die Anteilseigner können sich über die höchste Dividende der Unternehmensgeschichte freuen (1,80 Euro je Aktie).

Große Fußstapfen also, die der Vater dem Sohn hinterlässt. Ob Marc Fielmann sie ausfüllen kann? Er hat ein Wirtschaftsstudium erfolgreich abgeschlossen und ist seit Anfang 2016 Marketingvorstand. Was ich aber fast noch für wichtiger halte: Marc Fielmann hat das Geschäft im Familienunternehmen von der Pike auf gelernt. Er hat eine augenoptische Ausbildung absolviert, in mehr als 50 Filialen Kunden bedient und in der Verwaltung die verschiedenen Abteilungen durchlaufen und Projekte verantwortet.

Das sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit, zumal Marc Fielmann von klein auf auf diese Rolle vorbereitet wurde. Aber wie so oft muss sich auch hier erst in der Praxis bewähren, was auf dem Papier gut aussieht.

Expansion

Pläne hat der Nachfolger bereits. Am auffälligsten ist sicher die Aussage, zukünftig aggressiver als bisher vorzugehen. Die Zeitschrift Capital zitiert Marc Fielmann mit den Worten:

Sollten wir irgendwann eine 
größere Übernahme stemmen wollen, wären wir dazu auch in der Lage. Wir schließen das für die Zukunft nicht aus.

Bisher sind die Hamburger ausschließlich organisch, also aus eigener Kraft, gewachsen. Die Frage ist, wo sich potenzielle Übernahmeziele finden lassen. In Deutschland wird das wohl eher nicht der Fall sein. Zwar gibt es viele kleine Optiker, aber schon aus kartellrechtlichen Gründen dürfte Fielmann an diesen kein Interesse haben. Und eine „größere Übernahme“ sieht dann doch irgendwie anders aus.

Also wird es wohl eher etwas im europäischen Ausland werden, wo Fielmann stark expandiert. Frankreich und Spanien sind weiße Flecken auf der Landkarte – dort könnte eine Übernahme schneller zu großen Marktanteilen führen als der Aufbau eigener Filialen.

Digitalisierung

Neben der Expansion steht bei Marc Fielmann vor allem die Digitalisierung des Unternehmens auf der Agenda. Bislang bietet die Kette in ihrem Onlineshop nur Kontaktlinsen an, also Standardprodukte, die nicht anprobiert werden müssen. Der Vater steht dem Verkauf im Internet eher skeptisch gegenüber: „Brillen können online nicht vernünftig angepasst oder zentriert werden“, sagte er noch 2015.

Der Sohn ist da aufgeschlossener. Zwar wurden nach Verbandsschätzungen 2015 nur 2 % der Brillenumsätze online getätigt, aber die jungen, internetaffinen Kunden stehen Mister Spex und Co. offener gegenüber. Das kann Fielmann nicht ignorieren.

Fielmann bleibt Familienunternehmen

Eine wichtige Aussage für langfristig agierende Aktionäre hatte Marc Fielmann ebenfalls parat:

Ich möchte Fielmann als Familienunternehmen erhalten. Es ist auch mein Anspruch, der nächsten Generation ein erfolgreiches Unternehmen zu übergeben.

Solche Aussagen hören wir Foolishen Investoren gerne. Denn Familienaktionäre haben die gleichen Interessen wie die übrigen Aktionäre, was die Wahrscheinlichkeit riskanter oder unüberlegter Entscheidungen verringert.

Ob Marc Fielmann das Unternehmen weiterhin auf Erfolgskurs halten kann, muss sich zeigen. Zwar ist er noch sehr jung, aber im Vorstand ist er von erfahrenen Managern umgeben. Wichtig für seinen Erfolg wird auch sein, ob sein Vater wirklich loslassen kann und ihn in Ruhe arbeiten lässt. Leider ist das – gerade bei Patriarchen – nicht selbstverständlich.

Insgesamt sind die Aussichten aber positiv. Fielmann ist Marktführer in einer wachsenden Branche, die von der demographischen Entwicklung und vom Trend zu immer mehr Bildschirmen profitiert. Für den Foolishen Brillenträger (und nicht nur den!) durchaus ein Unternehmen, auf das er auch in Zukunft ein Auge haben sollte.

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Peter Roegner sowie von ihm betreute Depots besitzen Aktien der Fielmann AG. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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