Wie Amazon den Großteil seines Geldes verdient
Alexa, Cloud, Lieferdrohnen und noch vieles mehr – Amazon (WKN:906866) ist für seine schlagzeilenträchtigen Innovationen bekannt. Daher mag das Geschäftsmodell manchmal so komplex erscheinen, dass einem dabei schwindlig wird. Die Realität sieht aber anders aus.
Das Geschäftsmodell ist eigentlich ziemlich einfach. In diesen Artikel wollen wir herausfinden, wie Amazon seine Umsätze und Gewinne generiert und wir wollen auch ein paar Punkte besprechen, wie man als Investor über das größte E-Commerce-Unternehmen denken sollte.
Die Umsatztreiber und Gewinntreiber
Amazon organisiert sein Geschäft folgendermaßen: Den Online-Einzelhandel und Amazon Web Services (AWS). Darüberhinaus teilt Amazon die Sparte Einzelhandel in Nordamerika und International auf.
Hier eine kurze Momentaufnahme, wie diese drei Kategorien in den letzten Jahren gewachsen sind.
Amazon Umsatz | 2014 | 2015 | 2016 |
Nordamerika | 50,8 Milliarden USD | 63,7 Milliarden USD | 79,7 Milliarden USD |
International | 33,5 Milliarden USD | 35,4 Milliarden USD | 43,9 Milliarden USD |
AWS | 4,6 Milliarden USD | 7,8 Milliarden USD | 12,2 Milliarden USD |
DATENQUELLE: AMAZON.COM FORMULAR 10-K 2016
Amazon ist in diesen drei Kategorien immer noch sehr stark am wachsen, dabei wächst AWS mit Abstand am schnellsten. Wenn wir die eben genannte Tabelle mit dem operativen Gewinn pro Sparte vergleichen, dann versteht man wirklich wie das Unternehmen funktioniert.
Amazon operative Einnahmen | 2014 | 2015 | 2016 |
Nordamerika | 360 Millionen USD | 1,4 Milliarden USD | 2,3 Milliarden USD |
International | 640 Millionen USD | 699 Millionen USD | 1,2 Milliarden USD |
AWS | 458 Millionen USD | 1,5 Milliarden USD | 3,1 Milliarden USD |
DATENQUELLE: AMAZON.COM FORMULAR 10-K 2016
Hier sieht man schon die Unterschiede zwischen den Umsatztreibern und den operativen Gewinnen. Die E-Commerce-Plattform ist der Umsatztreiber. Aber AWS produziert den Großteil der Gewinne, selbst wenn das Unternehmen die Preise für die Cloud-Produkte wieder einmal senkt, um so viele Marktanteile wie möglich zu bekommen.
An dieser Stelle sollte man noch anmerken, dass Amazon sein Einzelhandelsgeschäft weiterhin nur knapp über der Kostendeckung führt. Damit möchte Amazon Marktanteile von den Geschäften in der realen Welt bekommen. Dieser Trend befindet sich nämlich immer noch im Frühstadium. An dieser Stelle zitiere ich normalerweise eine Zahl der amerikanischen Handelskammer. In deren letzten Bericht aus dem vierten Quartal 2016 machte der elektronische Handel nämlich nur 8,3 % der Einzelhandelsumsätze in den USA aus.
Darüberhinaus herrscht im Einzelhandel ein starker Konkurrenzdruck und Amazon benutzt gerne niedrige Preise als einen Mechanismus, um mehr Marktanteile zu bekommen. Somit kann man Amazon auch als “Walmart des Webs” ansehen.
Investitionen in Innovationen
Die wichtigsten Sparten für Amazon sind der elektronische Handel und die Cloud, zwei massive Wachstumsmärkte. Das allein wäre schon Grund genug, um in das Unternehmen zu investieren. Die Tatsache, dass Amazon diese beiden Sparten aus der Taufe heben und aufbauen konnte, enthüllt eine noch wichtigere Fähigkeit des Unternehmens. Amazon ist nämlich innovativ und das sollte ein Vorteil gegenüber den Konkurrenten sein.
In seinem Brief an die Aktionäre aus dem Jahr 2016 schrieb CEO Jeff Bezos folgendes über die Kultur von Amazon.
Ich glaube, wir sind der beste Ort der Welt, um zu scheitern (dabei haben wir auch jede Menge Übung). Scheitern und Erfindungen sind zwei Dinge, die man nicht voneinander trennen kann. Um etwas zu erfinden, muss man experimentieren. Die großen Renditen kommen oft davon, dass man gegen das wettet, was alle anderen sagen. Dieser Gemeinsinn hat aber auch oft recht. Wenn man eine 10-Prozent-Chance hat, um das Hundertfache seiner Investition herauszubekommen, dann sollte man sich jedes Mal wieder darauf einlassen. Aber man wird immer noch 9 von 10 mal daneben liegen… Die großen Gewinner zahlen aber für sehr viele Experimente.
Bezos fasst damit eine wichtige Sache perfekt zusammen. Amazon verfügt über jede Menge finanzielle Mittel und das ganze Geschäft von Amazon legt Zeugnis darüber ab, dass das Unternehmen bereit und willig ist große Risiken einzugehen. Ich glaube aber auch, dass man anmerken sollte, welchen wahren langfristigen Wettbewerbsvorteil das Unternehmen hat. Vielleicht war es ja von Bezos von Anfang an so geplant, dass er und sein Team permanent solche Risiken eingehen. Man denke nur an die extrem lange Liste von Produkten und Diensten, bei denen das Unternehmen einer der ersten Anbieter war, und die vor zehn Jahren noch unmöglich erschienen. Alexa, AWS und die kommenden Lieferdrohnen sind nur ein paar Beispiele dafür, dass Amazon mit einem bemerkenswerten Weitblick gesegnet ist.
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Motley Fool besitzt und empfiehlt Amazon.
Dieser Artikel wurde von Andrew Tonner auf Englisch verfasst und wurde am 09.04.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.