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Unterbewertete Aktien identifizieren: So geht’s in 3 nachvollziehbaren Schritten

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Quelle: Pixabay, nightowl

Wenn der Gesamtmarkt am Boden liegt wie zuletzt im Zuge der Brexit-Angst, ist es ein leichtes, Aktien auszuwählen, die einen guten Ertrag bringen werden. Jetzt, wo die meisten Kurse über 20 Prozent höher notieren, müssen wir hingegen etwas genauer hinschauen, um Fehlschläge zu vermeiden. Einen sicheren Weg dafür gibt es nicht. Wenn du aber wie folgt vorgehst, dann kannst du eine selbstbewusste Entscheidung für oder gegen eine langfristige Anlage treffen.

Schritt Nr. 1: Die Eigenkapital-Entwicklung

Das Eigenkapital gehört den Aktionären und entspricht dem sogenannten Buchwert. Wenn die Buchhalter ihre Arbeit gewissenhaft gemacht haben, dann ist dies das Geld, das im Falle einer Liquidierung des Unternehmens ausbezahlt werden kann.

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Deshalb ist es vernünftig, dass wir den Anspruch haben, dass der Buchwert irgendwann die aktuelle Unternehmensbewertung übertreffen wird. Das bedeutet, dass das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) kleiner als 1 wird. Im Moment liegt das KBV bei fast allen DAX-Werten oberhalb dieser Marke. Nur bei den Finanzdienstleistern und bei Volkswagen (WKN:766403) sind die Zweifel der Investoren so groß, dass sie ein außergewöhnlich geringes KBV aufweisen.

Sehr groß ist der Wert hingegen zum einen bei operativ starken Unternehmen, die in der Vergangenheit hohe Abschreibungen vornehmen mussten wie thyssenkrupp und E.ON und zum anderen bei Konsumwerten, denen eine hohe Sicherheit nachgesagt wird. Ein Sonderfall ist das außergewöhnlich hohe KBV bei ProSiebenSat.1 (WKN:PSM777), wo ich viele stille Reserven vermute. Aber was auch immer der Grund dafür ist, will ich einen klaren Pfad in die Zukunft sehen, der das Eigenkapital auf das Niveau der aktuellen Marktkapitalisierung bringt.

Ausgeschüttetes Eigenkapital, also Dividenden, müssen dabei berücksichtigt werden. Nehmen wir also beispielsweise adidas (WKN:A1EWWW), welche beim aktuellen Kurs von 179 Euro mit knapp 37 Mrd. Euro bewertet wird, bei einem Eigenkapital von etwa 6,5 Mrd. Euro. Das ist ein beachtlicher Unterschied von 30 Mrd. Euro. In den letzten vier Jahren wurde etwa 1 Mrd. Euro zugelegt und 1,3 Mrd. wurden ausgeschüttet. Das heißt, dass es selbst bei weiterhin erfreulicher Geschäftsentwicklung noch mindestens 40 Jahre dauern wird, bis aktuelle Aktionäre auf ihre Kosten kommen.

Darüber kann man sich sicherlich einige Gedanken machen und du kommst wahrscheinlich zu einem etwas anderen Ergebnis wie ich. Der Sportausrüster existiert seit bald 70 Jahren und hat über die Jahrzehnte Hochs und Tiefs erlebt. Vorstellbar ist da alles. Einfacher ist die Rechnung bei Unternehmen wie BMW oder der Allianz, die hohe Gewinne abwerfen und ein KBV von unter 1,5 haben.

Schritt Nr. 2: Die Gewinn-Entwicklung

Weil Unternehmen in der Regel nur einen Teil ihrer Gewinne ausschütten, dürfen Aktionäre erwarten, dass die zukünftigen Gewinne im Schnitt höher ausfallen als die vergangenen. Schließlich dient das einbehaltene Geld entweder zur Schuldenreduzierung oder zum Ausbau der Geschäftstätigkeit.

Wenn ich mir ein Unternehmen anschaue, dann will ich deshalb einen wahrscheinlichen Pfad in die Zukunft erkennen können, der das Verhältnis des aktuellen Kurses und des Gewinns pro Aktie (KGV) unter 10 drückt. Ein einstelliges KGV bedeutet im Umkehrschluss, dass theoretisch eine Dividende von mehr als 10 % ausbezahlt werden könnte, ohne an die Substanz zu gehen. Das ist mehr als langfristig orientierte Anleger üblicherweise als Mindestrendite erwarten.

Ein relativ hohes KGV von 27 weist aktuell die Merck KGaA (WKN:659990) auf, die für 2016 einen Gewinn von 3,75 Euro pro Aktie auswies, bei einem Kurs von 101 Euro. Allerdings sind die Darmstädter gerade in der Endphase eines langjährigen investitionsintensiven Umbaus. Für die kommenden Jahre werden deshalb wesentlich höhere Gewinne erwartet. Konsensschätzungen gehen für 2021 von 8,50 Euro Gewinn pro Aktie aus, weshalb voraussichtlich spätestens 2025 bezogen auf die aktuelle Bewertung ein einstelliges KGV erreicht werden kann.

Schritt Nr. 3: Die Feinjustierung

Wenn deine Fantasie ausreicht, um hinter den ersten beiden Schritten einen Haken zu setzen, dann könnte das betrachtete Unternehmen bereits in die engere Auswahl kommen. Jetzt musst du „nur“ noch ein paar Schlussüberlegungen anstellen:

  • Ist es wahrscheinlich, dass zum Zeitpunkt wo die beiden Bedingungen erfüllt sind, die Unternehmensaussichten weiterhin gut bleiben, also keine Stagnation oder gar Verdrängung zu befürchten ist?
  • Ist ein noch besserer Verlauf mindestens im gleichen Maß wahrscheinlich wie ein schlechterer Verlauf?

Fragen wie diese sind wichtig, um letztlich eine Entscheidung mit fester Überzeugung fällen zu können. Dabei fließt zum Beispiel auch deine Meinung über das Management, das Wettbewerbsumfeld und die Unternehmenskultur ein. Wenn dort weniger langfristig agiert wird und ständige Umbaumaßnahmen, Querelen oder gar juristische Probleme immer wieder zu Rückschlägen führen, dann rechtfertigt das natürlich eine geringere Bewertung des betrachteten Unternehmens.

Handeln

Das Gute an diesem Vorgehen ist, dass es sowohl bei „langweiligen“ Aktien wie Henkel funktioniert, als auch bei schnell wachsenden Tech-Werten wie Snap. Der Tageslärm und der Gesamtmarkt werden dabei völlig ausgeblendet, weil der Blick von Anfang an weit in die Zukunft gerichtet wird.

Wenn du diese Schritte bei einigen deiner Favoriten durchführst, dann bekommst du sicherlich ein gutes Gefühl dafür, welche der Aktien aktuell attraktiv sind. Du wirst sehen, dass es auch heute noch viele relativ günstig bewertete Unternehmen gibt, die einen Platz in deinem Depot verdient haben.

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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt BMW.



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