General Motors könnte Europa den Rücken kehren und das könnte das Unternehmen stark verändern
General Motors (WKN:A1C9CM) hat am Dienstag zugegeben, man würde sich in Gesprächen mit dem französischen Autobauer PSA Peugeot Citroen (WKN:852363) befinden und mehrere strategische Initiativen besprechen, darunter den potentiellen Verkauf der Tochterfirma Adam Opel AG.
Opel ist unterm Strich alles, was GM in Europa hat. Das Unternehmen verkauft und baut Fahrzeuge unter dem Namen Opel und Vauxhall in ganz Europa. Diese Zweigstelle zeigte sich 2016 für fast alle 1.162.000 Fahrzeuge verantwortlich, die GM in Europa verkauft hat.
Einerseits ist klar, warum sich GM einen Verkauf überlegt. Unter CEO Mary Barra hatte GM überraschenderweise großen Willen gezeigt, sich aus Bereichen zurückzuziehen, die nicht genug Rendite generieren. GM Europa ist seit Jahren ein Verlustgeschäft.
Aber es ist trotzdem eine Überraschung, die große Auswirkungen für GM bringt.
GM ist immer frustrierter mit Europa
Sollte Barra bei der letzten Telefonkonferenz schon über ein Verkauf nachgedacht haben, dann hat sie das nicht durchscheinen lassen. Sie hat aber klar gemacht, dass sie nicht damit zufrieden wäre, wie die Sache aktuell läuft.
Wenn wir uns Europa ohne die negativen Auswirkungen des Brexit ansehen, dann hätten wir 2016 Kostendeckung erreicht. Wir sind mit den Ergebnissen aber nicht zufrieden und das Team konzentriert sich darauf, die Auswirkungen abzumildern und weitere Effizienz herzustellen. Wir wollen das erreichen, indem wir das Portfolio von Opel und Vauxhall besser ausnutzen.
Die Ganzjahresumsätze von Opel-Vauxhall stiegen aufgrund der starken Verkäufe des Opel Astra um 4 %. Dieser war gleichzeitig auch das europäische Auto des Jahres, zusammen mit dem Zafira und dem Mokka X. Die Umsätze verbesserten sich in 18 der 22 europäischen Märkte, darunter Deutschland. 2017 planen wir sieben neue Produkteinführungen, darunter den Ampera-e.
GM hat 2016 in Europa 257 Millionen US-Dollar verloren. Einerseits war das eine deutliche Verbesserung verglichen mit den 813 Millionen, die man 2015 verloren hatte. Barra merkte an, dass man ohne den Brexit Kostendeckung erreicht oder einen kleinen Profit erzielt hätte. CFO Chuck Stevens bezifferte die Brexit-Kosten auf 300 Millionen US-Dollar.
Das mag sich wie eine einmalige Sache anhören, bei der man einfach den Kurs halten soll. In Wahrheit häufen sich die Verluste von GM in Europa seit Jahren. GM hat hier seit 2011 5,6 Milliarden US-Dollar verloren und die Verluste lassen sich sogar noch viel weiter zurückdatieren. 2016 hätte eigentlich das Jahr der Kostendeckung sein sollen und trotzdem wurde dieses Ziel wieder verpasst.
Opel zu verkaufen ist keine neue Idee
Die Idee, man könnte Opel doch verkaufen, ist nicht neu. Der erste CEO von GM nach dem Bankrott, Fritz Henderson, wollte im Jahr 2009 Opel an ein Käuferkonsortium unter der Führung des Autozulieferers Magna International verkaufen. Dieser Verkauf wurde auch von der deutschen Regierung und von den mächtigen Gewerkschaften von Opel unterstützt. Der Aufsichtsrat ließ die Sache aber in letzter Minute platzen. Das führte dann auch zu Hendersons Abschied.
Der Vorstand hatte die Sorge, dass Opel das Zentrum der Klein-PKW-Entwicklung bei GM zu diesem Zeitpunkt gewesen wäre. Das trifft aktuell nicht mehr zu. Die Ingenieure von GM in Korea und China kümmern sich jetzt darum. Die Teams bei Opel sind immer noch wichtig für die globale Produktentwicklung von GM, aber GM schafft das inzwischen auch ohne sie.
Wie GM ohne Opel aussehen könnte
Hier ein kurzer Blick auf die Ergebnisse 2016, die GM ohne Europa erzielt hätte.
Kennzahl |
2016 tatsächlich |
2016 ohne Europa, Schätzwerte |
Umsatz |
166,4 Milliarden USD |
147,7 Milliarden USD |
Globale Fahrzeugverkäufe (gerundet) |
10.008.000 |
8.801.000 |
EBIT-bereinigt |
12,047B USD |
12,304B USD |
bereinigte EBIT-Marge |
7,24 % |
8,33 % |
Datenquelle: General Motors. Bereinigtes EBIT ist eine nicht-GAAP-Kennzahl, die vom Management von GM benutzt wird. Sie stellt den operativen Gewinn minus Sonderposten dar.
Die Zahlen sehen ziemlich gut aus, oder? Es ist aber nicht so einfach. Opel ist nämlich auf globaler Ebene in GM integriert. Es würde eine lange Liste voller Vorteile und Nachteile werden, wenn man Opel entfernen würde.
Opel zu verkaufen und damit die teuren deutschen Werke und die Bürokratie loszuwerden und dafür auch noch ein paar Milliarden Dollar zu bekommen, würde es GM auch freistellen, in Europa noch einmal neu anzufangen. Sollte das gewinnbringend möglich sein, dann würden diese Werke aber wahrscheinlich in Osteuropa und nicht in Deutschland stehen.
Dieses neu geschaffene GM in Europa könnte den Chevrolet neu einführen. Eine Zeit lang hat GM Chevrolet in Europa verkauft, die in Korea hergestellt wurden, um das Angebot von Opel zu vervollständigen. Chevy kennt man in Europa als eine günstige Automarke. Aber GM könnte die exzellenten Modelle im aktuellen Angebot nehmen – den Malibu, den Cruise und den neuen Equinox – und damit die Wahrnehmung von Chevrolet in den Augen der Europäer aufwerten.
Zusätzlich oder stattdessen könnte das Unternehmen den Buick nach Europa bringen. Buick und Opel teilen sich schon jetzt mehrere Modelle, daher wäre der grundsätzliche Look keine besondere Überraschung für die Europäer. Darüber hinaus würde es die Marke auf europäischer Ebene voranbringen und könnte damit den Absatzverlust durch einen Verkauf von Opel ausgleichen.
Zumindest eine Zeit lang würde ein Verkauf von Opel aber bedeuten, dass GM keine bedeutende Präsenz im im drittgrößten Neuwagenmarkt der Welt besitzt. Das wäre etwas komplett Neues für das Unternehmen, das sich selbst als einen globalen Autobauer sieht.
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The Motley Fool empfiehlt General Motors.
Dieser Artikel wurde von John Rosevear auf Englisch verfasst und wurde am 14.02.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.