Vergiss den Abgasskandal! Dieses VW-Problem ist erheblich größer
Wenn man derzeit eine großflächige Befragung durchführen würde, was die Menschen mit der Marke Volkswagen (WKN: 766400) verbinden, würden viele vermutlich wie aus der Pistole geschossen Dieselgate oder Abgasskandal antworten. Auch die meisten Investoren verbinden diesen Zeitabschnitt der jüngeren Vergangenheit mit dem Konzern, ganz gleich, wie sie nach der Bewältigung dieser Krise zu dem Konzern stehen.
Als Analyst kann ich die Fokussierung auf diese Periode natürlich verstehen. Schließlich war der Skandal auch ein überaus einschneidendes, junges Happening, das vielen Investoren viel Geld gekostet hat.
Dennoch oder gerade deswegen habe ich mich für meine persönliche Meinungsbildung in Bezug auf das Unternehmen auf eine etwas länger andauernde Reise durch die Konzerngeschichte gemacht und dabei etwas entdeckt, das mich als potenzieller Investor noch mehr abgeschreckt hat als die Abgasaffäre selbst.
Bist du gespannt, was das ist?
Ein Trip durch die Unternehmenskrisengeschichte
Doch bevor ich dir meinen Erkenntnisgewinn mitteile, lass mich dich auf eine mehr als 25-jährige Reise durch die Geschichte des Unternehmens entführen:
- 1990: Der Chef der VW-Devisenabteilung dreht ein paar krumme Dinger und führt einen Schaden für VW in Höhe von mehreren hundert Millionen Mark herbei. Das Ende vom Lied? Haftstrafen für die Betroffenen.
- 1997: In diesem Jahr gibt es einen Skandal um Schmiergelder, die VW-Manager vom Schweizer Unternehmen Asea Brown Boveri bekommen haben sollen. Ein leitender Manager der Tochtergesellschaft Skoda soll dazu noch versucht haben, das Ganze zu vertuschen. Letztlich musste er gehen.
- 1998: Ein ehemaliger VW-Vorstand wird zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Er hat bei seinem Wechsel zu VW von General Motors (WKN: A1C9CM) geheime Dokumente von Opel mitgenommen.
- 2005: Mehrere Manager stehen im Verdacht Gelder veruntreut zu haben, die eigentlich für die Konzerntochter Skoda gedacht waren. Auch hier war das Ende vom Lied, dass viele gehen mussten, oder zum Teil – zumindest für die Öffentlichkeit – freiwillig gegangen sind.
- 2015: Weil es so gut in diese Timeline passt – Dieselgate. Betrug bei Abgassoftware, mehrere Verantwortliche nehmen wiederum ihren Hut und gehen.
Diese von mir getroffene Auswahl ist übrigens nicht vollständig und könnte noch um ein bis zwei allerdings kleinere Krisen erweitert werden.
Was lernen wir daraus?
Wenn du mich fragst, lernen wir daraus, dass VW ein riesengroßes Problem hat, was die Integrität des Managements betrifft. Allein die Anzahl an Situationen, in denen Manager des Unternehmens zumindest in Erklärungsnot gelangt sind, rechtfertigt für mich die Annahme, dass man der Führungsriege als Investor nicht bedingungslos trauen kann.
Denn leider sind solche Skandale immer wieder Momente, in denen die gesamte Investorenschaft getäuscht und viel Geld der Aktionäre vernichtet wird. Bedenke alleine den Kursverfall im jüngsten Abgasskandal, bei dem innerhalb weniger Tage der Aktienkurs von über 250 Euro auf gerade etwas über 90 Euro hinabgestürzt ist.
In meinen Augen ist dieses Problem auch erheblich größer als der jüngste Abgasskandal. In der fehlenden Integrität des Managements ist nämlich auch die Hauptursächlichkeit für das Dieselgate zu sehen. Eine nachhaltige Beseitigung dieses Problems durch die Entlassung der Verantwortlichen darf ernsthaft bezweifelt werden, da, wie die Timeline oben zeigt, auch in der Vergangenheit getätigte personelle Veränderungen keine Besserung nach sich gezogen haben.
Daher kann ich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass etwas Derartiges nicht wieder geschehen wird. Leider wird es vermutlich, diesem langfristigen skandallreichen Trend folgend, eher wieder zu unvorhergesehenen Schreckensmomenten kommen, gegebenenfalls mit kleinerem, vielleicht jedoch auch in noch größerem Ausmaß. Wer weiß das schon? Dieses Damokles-Schwert schwebt jedoch zu jeder Zeit über jedem einzelnen VW-Aktionär.
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Vincent besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Aktien von General Motors.