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Innogy leidet, Hersteller feiern: Offshore-Wind-Einstieg der Erdöl-Multis

Neue Siemens Offshore-Turbine 2016 Siemens Energy
Bildquelle: www.siemens.com/presse

Weite Teile der Ölindustrie haben nun endlich das Potenzial der Windkraft entdeckt. Mit ihrer langjährigen Expertise im Offshore-Bereich könnten sie dort zu wichtigen Spielern werden. Während die neu formierte Gamesa-Siemens zu den großen Profiteuren gehören könnte, dürfte die Entwicklung beispielsweise bei Innogy (WKN:A2AADD) Sorgenfalten verursachen.

Es geht um viele Petrodollars

Eine Reihe von Öl-Multis haben sich den Erneuerbaren Energien verschrieben. Aufgeschreckt von der vielerorts Pleite gegangenen Kohleindustrie, beginnen sie verstärkt umzudenken. Ein zweites Standbein, dass zudem noch gut für das Image ist, kann sicherlich nicht schaden, zumal viele Abläufe ähnlich sind wie bei der Ausbeutung von Öl und Gas auf hoher See, angefangen bei den Fundamenten der Bohrinseln.

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Schon länger dabei ist beispielsweise Statoil, die zunächst gemeinsam mit Versorgern investierte, sich aber zunehmend selbständig macht. Im Dezember wurden über 42 Mio. US-Dollar hingelegt, um ein großes Gebiet vor der New Yorker Küste erkunden zu können. Daneben hat die italienische Eni im November 2016 mit General Electric vereinbart, gemeinsam Projekte zu entwickeln. Selbst die saudi-arabische Saudi Aramco hat sich einer Initiative der europäischen Erdölindustrie angeschlossen und auch Masdar aus Abu Dhabi und Katar interessieren sich vermehrt für das Thema.

Der frühere dänische Ölkonzern DONG hat es vorgemacht. Heute liegt dessen Fokus immer stärker auf der Windkraft. Das verbliebene fossile Geschäft dient nur noch der Gewinnung von Barmitteln. Mit ihrer aggressiven Expansionsstrategie ist DONG heute führend bei der Entwicklung von Offshore-Projekten. Bei den niederländischen Borssele I und II setzten sie sich noch zum Kampfpreis durch.

Am meisten Aufsehen hat in den letzten Monaten aber Shell (WKN:A0D94M) erzeugt, die als Teil eines Konsortiums im Dezember bei den doppelt so großen Borssele III und IV zugeschlagen haben. Der holländisch-britische Gigant investiert Jahr für Jahr zwischen 25 und 40 Milliarden US-Dollar. Nun soll ein wachsender Teil davon statt in die Exploration von Öl- und Gasfeldern in den Aufbau von Windparks investiert werden.

Das Besondere dabei: Mit 5,4 Euro-Cent pro produzierter Kilowattstunde liegt das Angebot von Shell weit unter allem, was bisher geboten wurde. Eigentlich gelten 10 Cent pro kWh bereits als ambitioniert.

Warum das für Innogy ein Problem darstellt

Der niedrige kWh-Preis, den Shell in Kauf nimmt, bedeutet für mich im Umkehrschluss, dass mit Offshore-Windparks nicht mehr viel Rendite erwirtschaftet werden kann. Innogy, E.ON (WKN:ENAG99), Vattenfall und EnBW, die früher einen Großteil des Marktes unter sich aufteilten und für die Zukunft große Hoffnungen haben, könnten nun Probleme bekommen, neue Projekte zu akquirieren, die den Gewinnerwartungen ihrer Aktionäre entsprechen.

Möglicherweise müssen sie sich nun als Juniorpartner anbieten oder aber in Regionen umschauen, die für die Ölkonzerne vielleicht nicht so interessant sind. Einfach wird das auf alle Fälle nicht. Weiter unten in der Lieferkette sieht es hingegen besser aus.

Wer davon profitiert

Siemens war bislang bei Festland-Turbinen ein Wettbewerber unter vielen, aber wenn es um Offshore ging, machte ihr keiner was vor. Über den Zusammenschluss mit Gamesa (WKN:A0B5Z8) entsteht nun zum einen ein Top-Spieler auf dem Festland und zum anderen wird auf dem Meer die Führungsposition sogar noch ausgebaut, weil Gamesa das Joint Venture Adwen einbringt, wodurch das Produkt-Portfolio komplettiert wird.

Die 7-MW-Anlage von Siemens wurde 2016 vom Fachblatt Windpower Monthly zur branchenweit besten Turbine gekürt, wobei die fortgeschrittene Industrialisierung der Fertigung und das servicefreundliche Konzept herausgestellt wurden. Keine andere wurde auch häufiger von Kunden bestellt. Der stärkste Konkurrent ist das dänisch-japanische 8-MW-Modell von MHI-Vestas.

Durch die Verbesserung der Permanentmagnete im Generator konnte auch Siemens zwischenzeitlich die Leistung neuer Turbinen auf 8 MW steigern. Das treibt die Kosten weiter nach unten, sodass das Ziel von kalkulierten Gesamtkosten unter 10 Euro-Cent pro Kilowattstunde in Blickweite gelangt.

Viel Wettbewerb muss Gamesa-Siemens zunächst nicht fürchten: Neben MHI-Vestas ist noch mit General Electric (WKN:851144) zu rechnen, die mit Alstom ein aufstrebendes Joint Venture betreiben, sowie mit Senvion, dem Offshore-Pionier und Underdog im Spiel der Megakonzerne. Die asiatischen Hersteller werden noch einige Jahren brauchen, um im großen Maßstab konkurrenzfähig zu werden.

Die Aussichten

Wo sich das Wettbewerbsfeld lichtet, aber die Auftragslage immer besser wird, da locken hohe Gewinne. Die neue Gamesa ist optimal aufgestellt, um davon zu profitieren. Der Coup von Shell war vermutlich nur der Anfang. Zukünftig dürften sich die Geldgeber geradezu darum reißen, neue Projekte finanzieren zu dürfen.

Das Pariser Klimaschutzabkommen von Ende 2015 hat dafür gesorgt, dass nicht nur viel mehr Länder über einen Einstieg in Offshore-Wind nachdenken, sondern auch zahlreiche Öl-Multis ihren Beitrag leisten wollen. Die Investitionen sind 2016 bereits allein in Europa um 40 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Giles Dickson vom Fachmedium WindEurope erwartet, dass sich die installierte Kapazität bis 2020 verdoppeln wird. Wenn jetzt die Projektpipeline auch in anderen Regionen gefüllt wird, ist auf Jahre hinaus mit einer ausgezeichneten Auftragslage zu rechnen.

Was gut für die Hersteller ist, stellt für die etablierten Projektentwickler möglicherweise ein Problem dar. Bisher waren die Versorger weitgehend unter sich. Jetzt müssen sie sich immer mehr mit Ölkonzernen und anderen finanzkräftigen Neueinsteigern herumschlagen, denen es möglicherweise erst mal wichtiger ist, dabei zu sein, als große Renditen zu erwirtschaften.

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Ralf Anders hält Wertpapiere auf Senvion und E.ON. The Motley Fool besitzt Aktien von General Electric.



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