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Thelen und Soros mit düsteren Prophezeiungen: Was wirklich dran ist

Foto: Pixabay, geralt

Das Jahr 2016 war kein gutes Jahr für notorische Pessimisten. Weder kam der Euro-Tod noch der China-Crash oder die Hyperinflation. Zum Jahreswechsel haben sich jedoch auch prominente Stimmen hervorgetan, die schlimme Zeiten aufziehen sehen – gerade für Deutschland und Europa. Lies hier, worum es geht und was davon zu halten ist.

Die aktuelle Lage

Eigentlich gibt es viel Grund für Optimismus. Viele Unternehmen feiern Umsatzrekorde, Deutschland holt den Titel des Exportüberschuss-Weltmeisters zurück, die Staatskassen sprudeln und die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit 1991.

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Der Ölpreis, der uns zwischenzeitlich so viel Sorgen bereitete, weil er als Krisenindikator missbraucht wurde, hat sich mittlerweile wieder auf einem vernünftigen Niveau eingependelt, genauso wie viele andere Rohstoffe. Selbst die Inflation bewegt sich langsam aber sicher in Richtung der gewünschten Spanne.

Geopolitisch halten sich die negativen und positiven Entwicklungen meines Erachtens die Waage, auch wenn die vielen Regierungswechsel in den OECD-Ländern Grund für zusätzliche Beunruhigung sind.

Das warnende Beispiel von 2007 erinnert uns jedenfalls daran, wie schnell die Lage kippen kann.

Schlimme Prophezeiungen

Richtig derbe auf die Pauke haut „Die Höhle der Löwen“-Investor Frank Thelen in einem Interview mit der Zeitschrift Wired. Unter der brachialen Überschrift „Der Krieg kommt“ geht er mit den deutschen Konzernvorständen hart ins Gericht. Sie würden von Sekretärinnen abgeschirmt, Untergebene trauten sich nicht, Kritik zu äußern und überhaupt hätten sie oft nicht die Lebenserfahrung, die notwendig sei, um die kommenden Herausforderungen anzugehen.

Die Digitalisierung würde ganze Branchen wegfegen und Deutschland sei darauf völlig unvorbereitet. Mit Bezug auf den Automobilsektor: „Die sind null digitalisiert! Also wirklich: null.“ Man konzentriere sich lediglich darauf, jährlich zwei Prozent Optimierung hinzubekommen, anstatt das große Ganze weitab von eingefahrenen Strukturen neu zu denken.

Bankvorstände wüssten häufig nicht einmal, was Blockchain ist, obwohl damit die internen Kosten einer Bank „dramatisch gesenkt“ werden könnten (siehe hierzu mein Artikel von Dezember 2016) –„unmittelbar entlassen“.

Auch weiß er zu berichten, dass der Nokia-Chef gelacht hätte, als Apple sein erstes Smartphone vorstellte. Wenige Jahre später gibt es keine Handys der Finnen mehr. Solch ein Szenario sieht Thelen auch in Deutschland vielerorts aufziehen.

Für ganz Europa schwarz sieht Milliardär George Soros. Er prügelt nicht nur auf Intimfeind Donald Trump ein, der ein potenzieller Diktator sei und ein inkompetentes Kabinett zusammenstellen würde, sondern beschuldigt auch Angela Merkel, dass sie mit ihrer Hegemonialpolitik den Zerfall des Alten Kontinents vorantreiben und diesen gleichzeitig dem gefährlichen Zugriff Wladimir Putins aussetzen würde.

Seit Monaten warnt er auch vor einer neuen Bankenkrise in Europa, die diesmal von Italien ausgehen würde und schlimmer enden könnte, als vorhergehende Crashs. Ein Heer von weiteren Finanzexperten gibt sich überzeugt, dass es bald in den Keller geht. Nach den Kursgewinnen der Dezember-Rally also jetzt erst recht?

Was von all dem zu halten ist

Ich denke, Frank Thelen spricht wichtige Punkte an. Der unaufhaltsame Vormarsch der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz wird sicherlich noch zu vielen Branchenumbrüchen führen. Dass die deutschen Konzerne darauf allerdings völlig unvorbereitet seien, würde ich so nicht unterschreiben. Aus dem Verfall der Unterhaltungselektronik und der Photovoltaik in Deutschland sollte man gelernt haben.

Heute gilt Continental (WKN:543900) zurecht als Vorreiter der Digitalisierung im Bereich Fahrzeuge und Verkehr. Daimler (WKN:710000) investiert seit Jahren massiv in softwarebasierte Geschäftsmodelle und bei Siemens (WKN:723610) rückt die digitale Komponente immer schneller in den Mittelpunkt des gesamten Konzerns. Das sind nur drei Beispiele und eine SAP (WKN:716460), die derzeit auf einer neuen Erfolgswelle reitet, gibt es ja auch noch.

Auch George Soros legt an der richtigen Stelle den Finger in die Wunde. Dass er aber der Meinung ist, dass Deutschland eine Art Marshallplan hätte auflegen sollen, um den Peripheriestaaten aus der Patsche zu helfen, halte ich für falsch. Die Zeiten und der Kontext sind ganz anders als in der Nachkriegszeit.

Wenig beachtet wird auch, dass 2015 über die Aufstockung der Mittel der Europäischen Investitionsbank ein durchaus ambitioniertes neues Impulsprogramm in die Wege geleitet wurde, das eine ähnliche Größenordnung wie der Marshallplan hat. Das dürfte sich über die kommenden Jahre positiv bemerkbar machen.

Was Putin angeht, halte ich es mit Barack Obama: Das Verhalten Moskaus ist nicht auf Stärke, sondern auf Schwäche zurückzuführen. Das derzeitige Theater sollte man nicht überbewerten (zumindest wenn man nicht in einem Pufferstaat wohnt).

Auch ein Soros irrt sich schließlich regelmäßig: Seit er wegen der Banken Alarm geschlagen und auch gegen sie gewettert hat, ging es mit dem Sektor um rund 40 % bergauf. Die besonders viel gescholtene Deutsche Bank (WKN:514000) kam sogar 80 % vom September-Tief zurück (vergleiche mein Artikel mit Bewertungsmethode vom Juni 2016).

Kurs halten

Es sind zuletzt wirklich schlimme Dinge passiert und diverse Krisen sind noch längst nicht ausgestanden. Trotzdem sollten wir versuchen, uns nicht zu sehr von den Geschehnissen beeindrucken zu lassen. Genauso wie sich die ein oder andere Situation noch verschlimmern könnte, gibt es auf der anderen Seite auch Lichtblicke.

Zu beachten ist auch, dass die Überschriften in der Presse die Aussagen der Finanzexperten oft krass überzeichnen. Wenn man diese dann genauer unter die Lupe nimmt, ergibt sich ein viel differenzierteres Bild.

Selbst der notorische Skeptiker und Euro-Kritiker Professor Max Otte erwartet eigentlich ein richtig gutes Jahr 2017 für den DAX und auch der gewohnt nüchtern kommentierende Vermögensverwalter Jens Ehrhardt meinte zuletzt beim Finanzmarkt-Roundtable der NZZ: „Vor dem Crash kommt die Bubble – und die Bubble haben wir bisher noch nicht gehabt“.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool empfiehlt Daimler. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Apple. The Motley Fool hat die folgenden Optionen: long Januar 2018 $90 Calls auf Apple und short Januar 2018 $95 Calls auf Apple.



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