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Darum sollte SAP Twitter kaufen

Im September brodelte plötzlich die Gerüchteküche. Alle Welt sei an der Übernahme von Twitter (WKN:A1W6XZ) interessiert. Passiert ist erstmal nichts, aber die Zukunft des Kurznachrichtendienstes bleibt ungewiss. Sollte der deutsche Software-Gigant SAP (WKN:716460) in das Geschehen eingreifen? Ich denke, dafür gibt es gute Gründe.

Niemand versteht Twitter

Twitter ist eigentlich ein extrem simples Medium. Jedermann kann zu jeder Zeit eine kurze Nachricht in die Welt hinaussenden, gegebenenfalls mit einem Internetlink oder Bild. Im selben Moment kann jedermann diese Nachricht lesen. Hierfür stehen gleich drei Wege zur Verfügung: die Volltextsuche, das Abonnement von einzelnen Nutzern und natürlich die von den Medien so geliebten Hashtags, also die Verschlagwortung.

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Die grundsätzliche Funktionalität ist somit schnell beschrieben. Aber was die Funktion der Plattform ist, darüber hat jeder eine eigene Meinung.

Als Außenstehender kann man das Gefühl haben, dass es dabei nur um narzisstische Menschen geht, die gelegentlich irgendeinen Blödsinn hinausposaunen müssen. Intensive Nutzer glauben hingegen oft, dass ihre Nutzungsweise die einzig wahre sei. Blogger halten es für ein Medium, das Leser auf ihre Netzpräsenz lotsen kann, Stars denken, dass es darum geht, Fans an sich zu binden und Marketingleute sehen es als eine Möglichkeit, ihre Zielgruppe zu studieren.

Spontan fällt mir jedoch noch ein halbes Dutzend weiterer Anwendungsfälle ein und ich bin sicher, dass die Liste nicht vollständig ist:

  • Experten können sehr effizient lose und dynamische Netzwerke bilden und sich gegenseitig über die neuesten Entwicklungen informieren.
  • Veranstalter jeder Art können über die simple Festlegung eines eindeutigen Hashtags einen Rückkanal herstellen.
  • Unternehmen können sich durch eigene Fallstudien und Beiträge in Expertendiskussionen einklinken und so ihre Themen vorantreiben.
  • Die lokale Regierung und ihre Bürger können unkompliziert und in Echtzeit über das örtliche Geschehen informieren und sich darüber austauschen.
  • Jedermann kann den Menschen, Produkten, Unternehmen und Institutionen folgen, die er für interessant hält.
  • Zu aktuellen kontroversen Themen kann man sich in kürzester Zeit eine Übersicht über die Argumente und weiterführenden Informationen verschaffen und wenn man Lust hat gleich seinen Senf dazugeben.

Twitter ist also definitiv ein mächtiges Werkzeug mit noch viel unausgeschöpftem Potenzial.

Darum wird Twitter als Kaufobjekt gehandelt

Twitter ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte. Zunächst belächelt wird der Dienst heute weltweit genutzt und schrieb 2015 Umsätze von 2,2 Mrd. Dollar. Aber Twitter arbeitet chronisch defizitär. Mittlerweile mussten Aktionäre über 7 Mrd. Dollar nachschießen, um den Betrieb am Laufen zu halten und das Wachstum zu finanzieren. Das ist durchaus üblich bei Tech-Unternehmen, aber hier liegt das Problem: Twitter wächst kaum noch. Seit vor einigen Monaten die Schwelle von 300 Mio. Nutzern überschritten wurde, geht es kaum noch voran.

Entsprechend ungeduldig werden nun die Aktionäre. Der Kurs ist bereits stark eingebrochen. Twitter ist an einem Scheideweg angekommen. Da es scheinbar nicht gelingt, eigenständig profitabel zu werden, muss ein Käufer her.

Die heutige Bewertung von gut 12 Mrd. Euro entspricht allerdings immerhin noch etwa dem Wert einer thyssenkrupp (WKN:750000). Allzu viele Aufkäufer kommen deshalb auch auf diesem reduzierten Niveau nicht infrage, wenn man bedenkt, dass in der Regel noch ein Aufschlag von mindestens 20 Prozent bezahlt werden muss.

Fast alle US-Internetgrößen waren im Gespräch, doch jede hat einen Grund gefunden, besser die Finger davon zu lassen. Medienkonzerne lieben Twitter zwar, aber wenn einer davon zugreift, dann eliminiert das ein Hauptargument für Twitter: die Neutralität.

Hier kommt SAP ins Spiel

Dass kaum jemand an den derzeit wertvollsten DAX-Konzern SAP als möglichen Käufer gedacht hat, ist eigentlich überraschend. Immerhin handelt es sich um einen der größten Software-Konzerne weltweit und zudem um einen, der bereits zahlreiche Milliarden-Transaktionen in den USA getätigt hat. Beispielsweise wurden 2014 für Concur etwa 6,5 Mrd. Euro hingelegt, 2012 für Ariba über 3 Mrd., 2011 für SuccessFactors 2,5 Mrd. und zuvor für Sybase 4,6 Mrd.

Damit hat sich SAP auf Gebieten wie e-Commerce, Mobile, Cloud und Analytics fit gemacht. Zuletzt wurde die Absicht, groß in die Internet-der-Dinge-Kompetenz zu investieren, verkündet und in diesem Zusammenhang wird auch Twitter ein interessantes Ziel.

Die Plattform eignet sich nämlich auch für maschinell generierte Nachrichten. Tatsächlich werden bereits Millionen solcher Tweets automatisiert versendet. Hinzu kommt, dass Maschinen auch immer besser Tweets verstehen und in Handlungen umsetzen können. Twitter stellt hierfür eine offene Infrastruktur bereit, die zukünftig voraussichtlich noch viele spannende Anwendungen ermöglicht.

Ich habe aber noch vier weitere Argumente für ein Zusammengehen von SAP und Twitter identifiziert:

  1. Twitter wäre ein werbewirksames Spielfeld für SAPs marktführende HANA-Datenbank-Technologie und Echtzeit-Analyse-Fähigkeiten.
  2. Das herausragende Know-how der Twitter-Ingenieure, wenn es um hochskalierbare IT-Technik geht, kann SAP von großem Nutzen sein.
  3. Die Möglichkeiten zur vertieften Integration von Twitter im Unternehmensumfeld, wo SAP omnipräsent ist.
  4. SAP könnte sein eigenes Know-how einbringen, um Twitter auf Vordermann zu bringen.

Wenn die Walldorfer hier zuschlagen und die Fortentwicklung und Integration von Twitter richtig anpacken, dann bin ich sicher, dass ein Kaufpreis von 12 bis 15 Mrd. Euro sich auszahlen würde. Es läuft darauf hinaus, dass ein Weg gefunden werden muss, im Schnitt für jeden Twitter-Nutzer zumindest einen Euro Gewinn pro Jahr zu erwirtschaften. Die Kollegen von Facebook (WKN:A1JWVX) schaffen das Zehnfache.

Fazit

Twitter tut sich schwer, auf eigene Faust seine Wachstumsraten hoch zu halten und ein profitables Unternehmen zu werden. Die Investoren haben bereits Milliarden verbrannt und viele sind bereits ausgestiegen. Ein starker Partner muss her und SAP sollte sich meines Erachtens wirklich überlegen, über einen solchen Coup ein neues Kapitel in seiner Unternehmensgeschichte aufzuschlagen.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Facebook und Twitter.



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