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Was ist sozial verantwortliches Investieren?

Foto: Pixabay, stevepb

Einer der heißesten Trends in der Vermögensverwaltung ist aktuell sozialverantwortliches Investieren, manchmal auch als ethisches Investieren bezeichnet. Sozialverantwortliche Fonds, wozu 150 Investmentfonds und Indexfonds gehören, haben Anfang 2016 mehr als 135 Mrd. US-Dollar verwaltet. Einige Manager, davon ist der bekannteste Trillium, spezialisieren sich auf diese Strategie.

Aber was beliebt ist, ist nicht notwendigerweise auch das, was für dein Portfolio gut ist.

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Was ist sozial verantwortliches Investieren?

Die Definition hängt größtenteils davon ab, wen du fragst. Die Strategie ist aber vielleicht am besten dadurch definiert, was es nicht ist. Die größten Fonds in dieser Kategorie vermeiden Investitionen in bestimmte Industriezweige, die als nicht sozialverantwortlich gelten.

Eine der größten und erfolgreichsten Fonds in dieser Kategorie ist der Parnassus Core Equity Fund. Dieser Fond meidet Unternehmen, die einen bedeutenden Anteil ihrer Umsätze mit Alkohol, Tabak, Waffen, Kernkraft, Glücksspiel, fossilen Brennstoffen oder von Betrieben Sudan generieren.

Todd Ahlsten, einer der beiden Portfoliomanager von Parnassus sagte einmal in einem Interview, dass die Auswahl der Aktien aus Gründen der sozialen Verantwortung das richtige Urteilsvermögen verlange. Er erklärte, der Fond würde nicht in Coca-Cola investieren, da das Fondmanagement es nicht für „notwendigerweise für ein gesundes Produkt für die Gesellschaft hält“. Genauso hat es der Fond vermieden, in Wal-Mart zu investieren, da man glaubt, das Unternehmen würde „die Innenstädte von Mittelamerika zerstören“. Keines von diesen Unternehmen könnte man aus weniger subjektiven Kriterien ausschließen. Im Prospekt benennt das Management einfach nur Industriezweige und geografische Regionen, in denen nicht investiert.

Der Vanguard FTSE Social Index Fund macht in etwa dasselbe wie der Parnassus, meidet aber auch Erwachsenenunterhaltung als Einnahmequelle.

Während die meisten dieser Fonds bestimmte Industriezweige meiden, die als nicht sozial verantwortlich gelten, gibt es kleinere Fonds, die in Unternehmen investieren, die bestimmte Ideologie oder andere Merkmale aufweisen.

Der vor kurzem erst aufgesetzte SPDR SSGA Gender Diversity Index ETF investiert gezielt in Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil auf der Führungsebene und bewertet diesen Punkt besonders stark. Der Fondsberater geht sogar so weit zu sagen, man wolle karitative Organisationen unterstützen, die „die Gleichheit der Geschlechter durch Ausbildung zu verbessern suchen“. Er merkte an, dass diese Beiträge entsprechend der Gewichtung des Fonds bewertet werden.

In einem Interview mit der New York Times sagte Kristi Mitchem, Chef der Americas Institutional Client Group bei State Street, das Unternehmen glaube, dass dieses Signal zu außerordentlichen Renditen führen würde. Damit legt sie nahe, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil auf der Führungsebene besser abschneiden würden als Unternehmen ohne diesen Frauenanteil. Das Marketingmaterial des Fonds bezieht sich dabei auf Quellen aus Europa und merkt an, dass mehrere europäische Länder schon Gesetze verabschiedet haben, wonach 30 bis 40 % der Vorstandsmitglieder weiblich sein müssen. In den Vereinigten Staaten werden nur 19,2 % der Vorstandsposten von Unternehmen im S&P 500 von Frauen gehalten. Der ETF hofft, dass durch Investitionen in solche Unternehmen größere Geschlechtergleichheit auf Führungsebene herbeigeführt wird (Quelle: Marketingmaterial).

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Wo soll man die Grenze ziehen?

Viele Unternehmen weisen Geschäftspraktiken auf, die sie als sozialverantwortlich qualifizieren könnten, während sie gleichzeitig auch andere aufweisen, die sie wiederum disqualifizieren würden.

Costco wurde für seine großzügigen Vergütungen für selbst die Mitarbeiter auf dem niedrigsten Niveau immer wieder gelobt, war aber lange Zeit der drittgrößte Vertrieb für Tabakprodukte. Costco ist daher ein führendes Unternehmen bei sozialverantwortlicher Lohngestaltung, nimmt aber auch an einem Geschäft teil (Tabak), das viele als sozial nicht verantwortlich ansehen.

Der Parnassus-Fond besitzt Aktien von National Oilwell Varco, einem der größten Lieferanten von Dienstleistungen und Anlagen für die Öl- und Gasindustrie, obwohl der Tatsache, dass der Fond sonst keine Unternehmen im Bereich fossile Brennstoffe kauft. Zugegeben, man könnte schon argumentieren, dass National Oilwell Varco diese Industrie sicherer und sauberer macht.

Die Fonds haben auch teilweise abweichende Meinungen von ein und demselben Unternehmen. Microsoft taucht nicht in dem Parnassus-Fond auf aufgrund seiner „Wettbewerbsdynamik“. Laut einem Interview ist das Unternehmen aber die zweitgrößte Position des Vanguard FTSE Social Index Fund.

Warum sollte man in sozialverantwortliche Fonds investieren?

Die Investoren mögen vielleicht das gute Gefühl zu wissen, dass ihre Investmentrenditen nicht das Ergebnis von suchtgefährdenden Produkten wie Tabak oder Diabetes verursachenden Limonaden sind. Andere kontroverse Investitionen beinhalten auch Gefängnisunternehmen, die an der Börse gehandelt werden, die mehr Umsätze und Gewinne erwirtschaften, wenn mehr Menschen im Gefängnis sitzen. Das ist eine Realität, die mit den Moralvorstellungen eines Investors kollidieren könnte.

Man sollte aber auch nicht vergessen, dass das Spektrum eines Fonds zu limitieren auch die Renditen negativ beeinflussen könnten. Zigaretten und andere Tabakprodukte sind natürlich eine Katastrophe für die öffentliche Gesundheit, gleichzeitig sind sie aber auch der Traum eines jeden Kapitalisten. Die Tabakindustrie hat von 1900 bis 2010 die besten Börsenrenditen aller Sektoren erzielt.

Studien haben gezeigt, dass einige der Eckpunkte dieser Strategie auch sinnvoll sind. Unternehmen, deren Führungskräfte häufiger Firmenjets benutzen, schneiden unterm Strich schlechter ab als andere. Eine weitere Studie hat herausgefunden, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit höheren Börsenrenditen in einem Zeitraum von 27 Jahren gemessen wurde. Kernkraft könnte für die Menschheit gut oder schlecht sein. Es kann aber nicht angezweifelt werden, dass Versorgungsbetriebe den Marktdurchschnitt zwischen 1927 und 2011 nicht erreicht haben, zusätzlich eine höhere Volatilität bei den Renditen hatten und damit nahelegen, dass Portfolios ohne Versorgungsbetriebe – ob aus sozialverantwortlichen Gründen oder nicht – sich besser entwickelt haben, indem ein Sektor mit schlechterer Performance gemieden wurde.

Wie bei jeder Investmentstrategie oder jedem Fondstyp sind auch hier die Ergebnisse bei sozialverantwortlichem Investieren gemischt. Die Realität besteht darin, dass mehr als die Hälfte aller Aktienfonds unterdurchschnittlich abschneiden werden, während nur eine Minderheit überdurchschnittlich abschneiden wird. Das liegt teilweise an der Tatsache, dass die Performance des durchschnittlichen Fonds schon dadurch beschränkt ist, da der Fond ja Gebühren erhebt und die Börse nicht. Der Parnassus Core Equity Fund übertraf die Renditen des S&P 500 in den letzten 15 Jahren mit einer Durchschnittsrendite von 9 % verglichen mit den 6,4 % des Index. Der Vanguard hinkt dem S&P 500 hinterher und hat in den letzten 15 Jahren einen Prozentpunkt weniger pro Jahr erwirtschaftet.

Kluge Investoren gibt es auf beiden Seiten des Zaunes und ob es sinnvoll ist mit sozialverantwortlichen Richtlinien zu investieren, ist am Ende des Tages eine persönliche Entscheidung. Aber mit 150 sozialverantwortlichen Fonds auf dem Markt wird immer klarer, dass diese Prinzipien wahrscheinlich noch länger bestehen werden.

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Motley Fool besitzt und empfiehlt Costco Wholesale und National Oilwell Varco. The Motley Fool besitzt Aktien von Microsoft. Motley Fool empfiehlt Coca-Cola.

Dieser Artikel wurde von Jordan Wathen auf Englisch verfasst und wurde am 18.10.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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