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Was du tun kannst, die Wall Street aber nicht

Ich möchte dir gerne meine beiden Lieblingsgeschichten zur Finanzkrise erzählen.

Erstens: Laut dem Vanguard Center for Retirement Research haben nur 3 % der Vanguard-Kunden während der Finanzkrise ihre Aktien verkauft. Im Sommer 2011, als die Aktien um 19 % fielen, haben 98 % der Vanguard-Investoren keine einzige Änderung an ihren Portfolios vorgenommen. Amateure können ziemlich gut darin sein, eine Buy-and-hold-Strategie umzusetzen.

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Zweitens: Ich erinnere mich noch daran, im März 2009 CNBC geschaut zu haben, als der S&P 500 70 % unter dem aktuellen Stand lag. David Faber merkte an, dass jeder Trader, mit dem er gesprochen hatte, von einer bevorstehenden großen Marktrally sprach. „In was haben Sie investiert?” frage Faber nach. „In Bargeld.” antworteten die Trader. Warum? Faber meinte, das läge daran, weil sie sich nicht noch einen Monat mit Verlusten leisten konnten. Es war also egal, ob die Rally kam oder nicht. Die Rally hätte auch noch einen Monat oder zwei auf sich warten lassen können und sie konnten ihren Bossen oder Investoren nicht erklären, warum sie schon wieder Geld verloren hatten. Also blieben sie beim Bargeld in dem Wissen, dass sie einen Teil der Trendwende verpassen würden (was sie dann auch taten).

Amateure hatten 2009 etwas, wovon die Profis nur träumen konnten. Sie konnten es sich leisten, diese Antworten nicht zu haben.

Die Leute verbringen zu viel Zeit damit, sich über die Vorteile zu beschweren, die die Wall Street ihnen gegenüber hat – Insiderhandel, Hochfrequenzhandel, etc. – und nicht genug Zeit, um zu verstehen, dass jeder Hinterwäldler, der nichts über das Investieren weiß, trotzdem deutlich im Vorteil ist.

Ein Beispiel:

Du kannst sagen: „Ich weiß es nicht.”

Die Welt ist wirklich kompliziert. Es gibt Dinge, die man einfach nicht wissen kann. Aber Analysten können nicht einfach sagen, dass sie etwas nicht wissen. Sie werden ja dafür bezahlt, es zu wissen. Wenn du nach deiner Meinung zu Dingen gefragt wirst, die man nicht wissen kann, dann musst du dir etwas aus den Fingern saugen. Schau dir an, wie die Nachrichtenmoderatoren ihre Gäste fragen, wo die Börse in einem Jahr stehen wird. Da könnte man auch einen Goldfisch nach seiner Prognose fragen und jeder weiß das. Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass der Analyst dafür bezahlt wird, eine Meinung zu haben und er oder sie möchte diese gerne mitteilen. Wie John Kenneth Galbraith einmal gesagt hat: „Experten machen keine Prognosen, weil sie es wissen, sondern weil man sie fragt.”

Das Schlimmste dabei ist aber, dass Leute, die dazu gezwungen werden, eine Meinung zu etwas zu haben, was sie unmöglich wissen können, diese Meinung dann auch noch ernst nehmen. Das ist gefährlich, denn übermäßiges Vertrauen in zufällige Dinge und Dinge, die man nicht wissen kann, führt am Ende unweigerlich zu schlechtem Verhalten. Die Möglichkeit zu sagen „Ich weiß es nicht und ich werde auch nicht so tun, als wüsste ich es.” ist Gold wert.

Du kannst nichts tun, wenn es nichts zu tun gibt

„Nichts tun” sind zwei der wichtigsten Worte beim Investieren. Wenn du ein Portfolio voller Aktien oder Indexfonds kaufst und diese jahrelang nicht anrührst – vielleicht sogar Jahrzehnte – dann kann das eine gute Option für die meisten Anleger sein.

Aber wenn Investieren dein Vollzeitjob ist, dann ist nichts tun einfach keine Option. Ich denke, die meisten Profis wissen, dass nichts tun – und den Zinseszinseffekt Wunder wirken lassen – der rationalste Ansatz ist. Aber niemand kann eine Managementgebühr von 1 % rechtfertigen, indem man Löcher in die Luft starrt. Also traden sie, schichten um und nehmen Geld in die Hand, machen sich Sorgen, überreagieren und machen sich zum Affen. Derjenige, der einen S&P500-Indexfonds vor 30 Jahren gekauft hat und zum ersten Mal jetzt seinen Depotauszug ansieht, könnte sich legitimerweise als einen der besten Investmentmanager des Landes bezeichnen. Das kommt dabei heraus, wenn man die Möglichkeit hat, nichts zu tun.

Du kannst auch deine Meinung ändern

Es tut mir immer leid für die Investoren, die für Organisationen arbeiten, die „Peak Prosperity”, „The Gloom, Boom, and Doom Report,” „Euro-Pacific Capital,” „The Active Bear” oder „Shadow Stats” heißen. Hier ist die Meinung nämlich schon in Stein gemeißelt und kann nicht mehr geändert werden, selbst wenn die Welt um sie herum sich ändert – sie müssten dann nämlich ihr Unternehmen umbenennen.

Sich nicht nach einem bestimmten Thema richten zu müssen und der Welt offen gegenüberzustehen, ist so wichtig, wenn man ein guter Investor werden will. Der Welt ist es egal, ob du Bulle, Bär, Österreicher, Kenianer, Demokrat, Republikaner, Fedkritiker oder Umweltschützer bist. Immer wenn du sagst „ich bin…” dann tust du dir als Investor keinen Gefallen damit. „Ich bin flexibel und verstehe, dass sich die Welt ändert.” ist der einzige rationale Standpunkt.

Dein Ruf kann dir egal sein

Ich habe gehört, dass 70 % der Zeit eines Congressabgeordneten dafür draufgeht, Geld für die Wiederwahl zu sammeln. Ich zweifle, dass professionelle Vermögensverwalter das auch machen müssen, aber viele Investmentmanager – besonders die kleinen und neuen – wenden enorm viel Zeit und Mühe dafür auf, neue Kunden zu finden und mehr Geld aufzutreiben.

Der Schein kann größer als die Performance sein und professionelle Investoren wissen das. Daher sieht man manchmal verrücktes Verhalten, wie wenn Investmentfondsmanager Aktien bei fallenden Kursen am Jahresende verkaufen, nur um im Jahresbericht nicht angeben zu müssen, Verlierer besessen zu haben, selbst wenn sie das Unternehmen dahinter noch als gute Investition einstufen. Oder bei einer Verliererstrategie zu bleiben, lange nachdem sie bemerkt haben, dass sie falsch ist, aber vor ihren Kunden nicht zugeben wollen, dass sie falsch lagen.

Du managst dein Geld wahrscheinlich selbst und niemand anders. Das ist sehr gut. Sich nichts draus zu machen, was andere Leute davon halten, ist ein riesiger Vorteil.

In seinem Buch “David and Goliath” schrieb Malcolm Gladwell, es gäbe eine Reihe von Vorteile, die etwas mit materiellen Ressourcen zu tun haben und es gäbe eine Reihe, die mit dem Fehlen von materiellen Ressourcen zu tun haben – und der Grund, warum die Underdogs gewinnen, liegt oft darin, dass der letztere dem ersteren ebenbürtig ist. Manchmal sogar mehr als das.

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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und wurde am 03.05.2014 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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