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Deutsche Bank und Zurich Insurance Group: Das Comeback der Allfinanz

Foto: Wikimedia Commons, Raimond Spekking

Letzte Woche sorgten Gerüchte über Fusionsgespräche zwischen der Commerzbank (WKN:CBK100) und der Deutschen Bank (WKN:514000) für Wirbel. Daraus wird aber wohl nichts. Neben wettbewerbsrechtlichen und anderen Bedenken, geht es wohl auch darum, dass beide noch attraktivere Optionen haben. Lies hier, warum ich glaube, dass sich eine Fusion der Deutschen Bank mit der Zurich Insurance Group (WKN:579919) anbahnt.

Darum würden Zurich und Deutsche so gut zusammenpassen

Zunächst einmal ist festzustellen, dass beide in der gleichen Liga spielen. Zurich und Deutsche, das sind seit Jahrzehnten Aushängeschilder. Ein solcher Deal wäre für Aktionäre und Mitarbeiter beider Seiten sicherlich akzeptabler, als etwa von einem namenlosen asiatischen Konglomerat geschluckt zu werden. Deutsche und Schweizer arbeiten vielerorts erfolgreich Seite und Seite.

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Ein Zusammenschluss dieser beiden Finanzkonzerne liegt jedoch besonders nahe, weil sie bereits seit langer Zeit eng kooperieren. Über die Filialen der Deutschen Bank im In- und Ausland werden Versicherungsprodukte der Schweizer vertrieben, was im Fachjargon Bancassurance genannt wird.

Bei früheren Deals wie dem Börsen-Zusammenschluss waren die Schweizer oft in der Rolle des Junior-Partners. In diesem Fall wären sie in der etwas stärkeren Position, zumindest wenn man die Marktkapitalisierung betrachtet. Aber das kann durchaus vorteilhaft sein. Ich denke etwa an die unter dem Dach des Pharma-Giganten Roche (WKN:855167) florierende Boehringer Mannheim.

Bleibt die Frage, ob ähnlich gute Ergebnisse beim Zusammengehen von Deutsche und Zurich zu erwarten wären. Schließlich gibt es immer wieder Stimmen, die behaupten, dass das Thema Allfinanz ein gescheitertes Konzept sei. Falls dies zutrifft, würde eine Integration von Bank- und Versicherungskonzern keinen Sinn ergeben.

Allfinanz: Fehlversuche aus den Nullerjahren

Keine Frage, die Beispiele aus der Vergangenheit machen kaum Mut. Als die Allianz (WKN:840400) sich die Dresdner Bank für stattliche 25 Milliarden Euro einverleibte, wurde eine Neuordnung der deutschen Finanzmärkte angekündigt. Wenige Jahre später war man in München froh, dass man die Tochter kurz vor der Finanzkrise an die Commerzbank weiterreichen konnte, wenn auch unter großen Verlusten.

Die Synergien aus der Integration wollten einfach nicht eintreten. In der FAZ wurde das Experiment als “einer der größten Irrtümer in der deutschen Finanzgeschichte” bezeichnet. Die unterschiedlichen Kulturen von Bankern und Versicherungsvertrieblern waren nicht unter einen Hut zu bekommen.

Auch in den USA gibt es ein prominentes Beispiel: die Fusion von Citicorp und Travelers Group im Jahr 1998 zur Citigroup (WKN:A1H92V) gilt als eine der größten der Wirtschaftsgeschichte. Gut 10 Jahre später war der Konzern fast bankrott.

Allerdings wurde bereits im Jahr 2002 das angestrebte Allfinanz-Konzept aufgegeben und das eigene Versicherungsgeschäft schrittweise abgestoßen, sodass man sich seit 2005 lediglich auf Bancassurance konzentrierte.

Warum ich trotzdem an eine Rückkehr des Allfinanz-Konzepts glaube

Letztlich war weder bei der Allianz noch bei der Citigroup der Allfinanz-Ansatz Schuld an den Milliardenverlusten. Schließlich waren es die Investment-Banker, welche Unsummen verzockten.

Allenfalls die mangelnde Fähigkeit, Synergien zu heben, kann man dem Konzept anlasten. Mittlerweile ist jedoch eine Menge Zeit verstrichen, sodass eine Neubewertung der Situation sinnvoll erscheint. Schließlich befindet sich die Finanzwirtschaft in einem dramatischen Umbruch und das weltweite Bancassurance-Geschäft wächst laut Schätzungen von TechNavio um 6 % jährlich. Bankberater können also offensichtlich durchaus Versicherung.

Der Schritt von der Bancassurance zur Allfinanz ist letztlich nicht mehr so riesig. Als einen wichtigen Treiber für eine solche Entwicklung sehe ich die immer mehr in den Vordergrund drängenden Fintechs und Insurtechs, also Jungunternehmen, die sich die neuen technischen Möglichkeiten zunutze machen, um die Themen Finanzen und Versicherung neu zu denken.

Bisher agieren die meisten davon in isolierten Silos und stellen somit weniger eine Bedrohung als vielmehr eine Bereicherung für Finanzkonzerne dar, die sich nach Belieben bei den Ideen bedienen können. Aber das muss nicht für immer so bleiben.

Es gibt bereits aussichtsreiche Ansätze, um die vielfältigsten Anbieter auf einer offenen Plattform zusammenzubringen und sozusagen einen programmierbaren virtuellen Finanzdienstleister zu schaffen, der jedem Kunden auf intelligente Weise individuell aufeinander abgestimmte Bausteine bereitstellt.

Zurich und Deutsche mischen bereits kräftig mit und hätten zusammen das Gewicht, um bei einer solchen Plattform einen Standard zu setzen. Ähnlich wie Amazon.com (WKN:906866) eine attraktive Mischung aus eigenem Vertrieb und Partnershops bietet, könnte das Deutsch-Schweizer Paar gleichzeitig seine eigenen Produkte anbieten und Dritten auf Provisionsbasis Zugang bieten.

Fazit

Die Deutsche Bank und die Zurich Insurance Group haben zusammen die Möglichkeit, das Allfinanz-Konzept endlich zum Erfolg zu bringen. Über eine Fusion würde ein europäisches Top-Institut entstehen, das in der Lage wäre, sich als das Amazon für Finanz- und Versicherungsprodukte aufzuschwingen.

Falls man es wie ich für realistisch hält, dass sich ein derartiger Deal anbahnt, dann liegt ein strategisches Aktienengagement nahe. Trifft das Szenario ein, dann sind die Gewinnaussichten meines Erachtens ausgezeichnet, wobei nach unten beide Kurse so oder so mittlerweile gut abgesichert erscheinen.

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Ralf Anders hält Wertpapiere auf die Commerzbank. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Amazon.com.



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