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Wann du eine Aktie verkaufen solltest – und wann nicht

Bei The Motley Fool sind wir in der Regel Langzeitanleger. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns an jede einzelne Aktie hängen, die wir einmal gekauft haben. Es gibt nämlich durchaus gute Gründe, um Aktien zu veräußern. Und es gibt Gründe, die eigentlich erst gar nicht so genannt werden sollten. Wir werden zu diesem Thema hier mal unsere Experten zu Wort kommen lassen:

Verkaufen, wenn sich die Ursprungsidee zur Anlage als Fehler erweist

Brian Feroldi: Ich bin fest davon überzeugt, dass man den Grund, aus dem man eine Aktie kauft, noch vor dem Kauf schwarz auf weiß zu Papier zu bringen. Das nämlich führt dazu, dass du vergleichen kannst, wie das Unternehmen gegenüber deiner ursprünglichen Erwartung performt. So siehst du, ob das Investment quasi auf die schiefe Bahn gerät.

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Beispiel: Ich denke gerade darüber nach, ob ich meine Anteile an RPX Corporation (WKN:A1JACR) loswerden sollte, weil diese nicht meine Erwartungen erfüllen.

Als RPX 2011 an die Börse kam, gab es eine interessante Vorgeschichte. Das Unternehmen hatte ein einzigartiges Geschäftsmodell, das anderen Unternehmen Patentschutz versprach, und zwar auf Abo-Basis. Das Unternehmen war jung, wuchs schnell und konnte schon früh einige große und namhafte Tech-Unternehmen für sich gewinnen. Da die schiere Zahl der Patenttrolle weiter und weiter wuchs, dachte ich, dass das Unternehmen die nächsten Jahre nur profitabel wachsen kann.

Leider sahen die Resultate anders aus. Der Umsatz wuchs zwar seit dem Börsengang beständig, aber eben viel langsamer als ich erwartet hatte. Dazu sind die Nettoeinnahmen überhaupt nicht mitgewachsen, im letzten Quartal sind sie sogar 19 % gefallen. Das ist nicht gerade ermutigend.

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Allerdings ist das noch meiner Meinung nach nicht das schlimmste. Das nämlich ist, dass das Unternehmen 232 Millionen US-Dollar – ein großer Betrag für ein Unternehmen, das 585 Millionen Dollar wert ist – lockergemacht hat, um Anfang des Jahres Investus Solutions zu kaufen. Investus ist ebenfalls ein Tech-Unternehmen, das vielversprechend aussah, für RPX allerdings ein großes Risiko war – und meine ursprüngliche Idee völlig über den Haufen warf.

An der Wall Street war man alles andere als begeistert vom Zukauf und hat dementsprechend die Aktie böse geschröpft. Ich denke gerade stark über einen Verkauf meiner Aktien nach, weil derzeit nichts mehr mit meiner ursprünglichen Idee übereinstimmt.

Verkauf bei drohendem Takeover

Matt Frankel: Es gibt wie gesagt viele Gründe, sich von einer Aktie zu trennen. Besonders wenn ein Unternehmen ein Takeover-Angebot bekommt, vor allem, wenn das Angebot zu hoch erscheint.

Schönes Beispiel: die jüngste Akquise von LinkedIn (WKN:A1H82D) durch Microsoft (WKN:870747) für 196 US-Dollar pro Aktie – 50 % mehr als der Schlusspreis der Aktie am Tag vor dem Verkauf.

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Das ist für LinkedIns Aktionäre natürlich schön. Aber das Problem, das nach der Verkündung klar wurde, ist, dass es für das Unternehmen einfach nicht genug Wettbewerbsvorteile gibt, um dem Preis gerecht zu werden. In diesem Fall schoss die Aktie nach dem Verkauf auf einen Preis von 191 US-Dollar hoch. Der Deal mit Microsoft soll Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Anders gesagt: Wenn du über die Dauer des Deals die Aktien hältst, kannst du auf einen Ertrag von 2,6 % in sechs Monaten hoffen. Das ist eine sichere Sache, und eine sichere Sache ist nett, aber du kannst mit deinem Geld viel interessantere Sachen anstellen. Wenn du also Aktien von LinkedIn oder einem anderen Unternehmen hältst, das verkauft wird, kannst du gerne darüber nachdenken, ob du dich nicht lieber auszahlen lässt und mit der Schatztruhe unter dem Arm nach anderen Gelegenheiten Ausschau hältst.

Bloß nicht in Aktionismus verfallen

Jason Hall: Ein Fehler, den ich immer wieder sehe, besteht darin, dass Anleger verkaufen, nur weil sie denken, dass sie irgendwas unternehmen müssten. Zwei ganz häufige Beispiele:

  • Verkaufen, weil die Aktie an Wert zugelegt hat.
  • Verkaufen, weil sie an Wert verloren hat.

Nehmen wir mal als Beispiel Amazon.com (WKN:906866) und gucken uns an, wieso diese Handlungen Fehler sind. Nehmen wir mal an, dass du Anfang 2014 Aktien von Amazon gekauft hättest. Im Mai haben die Aktien 28 % verloren, Ende des Jahres sind es dann 22 %, während der S&P 500 12 % zugelegt hat.

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Hättest du die Aktien Ende des Jahres abgestoßen, weil du noch weitere Verluste befürchtest – immerhin stand die Aktie noch immer bei über 300 Dollar und galt als überbewertet –, hättest du diese Rallye verpasst:

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Amazons Aktie hat 2015 120 % zugelegt und konnte auf verschiedenen Ebenen das Geschäft ausbauen. Wie du oben sehen kannst, wäre dein ursprüngliches Investment nach nur ein paar Jahren 70 % gewachsen. Gut genug, was? Schnell verkaufen und nichts wie weg?

Nicht so schnell.

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Dieses Jahr nämlich konnte die Aktie weiter wachsen, das Unternehmen kräftig Gewinn einfahren.

Fazit: Du musst mit deinem langfristigen Horizont investieren. Du musst mit den Zukunftsaussichten des Unternehmens investieren, nicht mit dem reinen Aktienpreis im Kopf. Denn wenn du so handelst, kann es gut sein, dass du die besten Aktien einfach viel zu früh abgibst.

Lass dich nicht von Gefühlen beeinflussen

Dan Caplinger: Oft verkaufen Anleger ihre Aktien aus dem Bauchgefühl heraus, wenn negative Nachrichten bekannt werden. Meistens ist der Preis der Aktie danach schon abgerutscht, und Anleger lassen sich oft von kurzfristigen Emotionen überrumpeln. Dabei verlieren sie die langfristigen Ziele aus den Augen – was dann zu viel Reue führt, sobald sich die Aktie erholt.

Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: Corrections Corp. of America (WKN:785392), das einmal die Hälfte seines Wertes eingebüßt hat, nachdem das US-Justizministerium verkündet hat, dass man zukünftig auf die Nutzung privat geführter Gefängnisse verzichten wolle. Die Verkaufswelle, die daraufhin eintrat, hat viele Anleger davon überzeugt, dass sich ein Halten nicht lohnt. Und doch hat am Ende des Handelstages die Aktie vom Tiefststand wieder 30 % zulegen können. Rational denkende Investoren haben nämlich gemerkt, dass es Jahre dauern würde, bis die Justiz Alternativen zu privaten Gefängnissen finden würde, und dass das Unternehmen schon noch Geschäftsfelder auftun würde, um den Verlusten entgegenzuwirken.

Wenn die Aktie schon gefallen ist, ist es in der Regel zu spät zum Verkaufen. Es wäre klüger, wenn man sich mit kühlem Kopf Gedanken über die neue Situation des Unternehmens macht. Nur, wenn deine Investment-Strategie dadurch völlig über den Haufen geworfen wird, ist es sinnvoll, schnell zu verkaufen.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.com. The Motley Fool besitzt Aktien von LinkedIn und Microsoft.

Dieser Artikel erschien am 22.8.2016 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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