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Commerzbank und UniCredit: 4 Gründe, die jetzt für ein Zusammengehen sprechen

Commerzbank Logo
Foto: The Motley Fool

Normalerweise gilt: Wenn zwei Hinkende sich zusammenschließen, dann ergibt das nichts Gutes. Das muss aber nicht immer so sein. Ich glaube, dass durch das Zusammengehen von Commerzbank (WKN:CBK100) und der HVB-Mutter UniCredit (WKN:A1JRZM) ein richtig starkes Paar entstehen würde. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Grund 1: Der Zeitpunkt

Zugegebenermaßen waren die bisherigen Erfahrungen mit Bankenfusionen oft alles andere als große Erfolge. Deals wie Deutsche Bank (WKN:514000) & Bankers Trust oder Commerzbank & Dresdner stellten sich alle als überteuert heraus und statt der fetten Profite brachten diese nur Probleme mit sich.

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Dabei ist aber zu beachten, dass ein großer Teil dieser Übernahmen zu Hochzeiten der Finanzdienstleistungsbranche durchgezogen wurde. Marktkapitalisierungen von weit über 100 Milliarden waren die Regel und die Gewinne aus dem riskanten Investmentbanking und anderen zweifelhaften Geschäften sprudelten. Da dachten die euphorischen Manager, dass kein Preis zu hoch sei.

Heute ist die Lage jedoch um einiges nüchterner und es ist eine neue Bescheidenheit in die schrumpfende europäische Bankenwelt eingekehrt. Aktionäre wollen nun seriöse Führungskräfte mit soliden Geschäftsmodellen sehen, statt große Blender und Zockereien.

Die aktuellen Bewertungen der Banken sind mehr von Befürchtungen um Finanzlöcher in den Bilanzen geprägt als von Hoffnungen auf Milliardengewinne. In entsprechend vernünftigem Rahmen würde sich der notwendige Kapitaleinsatz bei einem Zusammengehen von UniCredit und Commerzbank bewegen.

Grund 2: Die Stärkung der Bilanz

Man liest zwar ständig, dass die Bilanzen von Commerzbank und UniCredit so gebrechlich wären – auch beim jüngsten Stresstest schnitten sie relativ schwach ab. Trotzdem finde ich, dass zusammen über 85 Milliarden Eigenkapital eine stattliche Summe sind, selbst wenn wir damit rechnen müssen, dass auf beiden Seiten noch die ein oder andere milliardenschwere Sonderabschreibung vorgenommen werden muss.

Immerhin sind beide eifrig dabei, ihre Problemkredite abzubauen und stille Reserven zu heben,  wie etwa zuletzt durch die Veräußerung des Visa-Abwicklungsgeschäfts der UniCredit. Das brachte einen Buchgewinn von 216 Mio. Euro ein. Außerdem sind beide profitabel, wenn auch nicht auf besonders hohem Niveau. Die Italiener schaffen es immerhin, gut eine Milliarde Euro Nettogewinn pro Halbjahr zu erwirtschaften, wovon ein Großteil zur Bilanzstärkung eingesetzt wird.

Da sie derzeit zusammen keine 20 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auf die Waage bringen, erkenne ich massives Aufwärtspotenzial. Eine fusionierte Bilanz wäre breiter diversifiziert und könnte mit einem geschickten Vorgehen sicherlich an der ein oder anderen Stelle optimiert werden. Beispielsweise gilt die deutsche UniCredit-Tochter HVB als überkapitalisiert.

Es erscheint geradezu zwangsläufig, dass sich die extrem niedrige Börsenbewertung dem Eigenkapital beschleunigt annähern würde.

Grund 3: Die Mittelstandsbank und das internationale Geschäft

Unter den Großbanken ist die Commerzbank klarer Marktführer beim Geschäft mit mittelgroßen Unternehmen, noch weit vor der Deutschen Bank. Allerdings steht sie hier unter starkem Wettbewerb mit den Sparkassen und Landesbanken.

Zusammen mit der HVB wäre die Mittelstandsbank der Commerzbank fast unschlagbar auf dem deutschen Markt. Außerdem ließen sich massiv Kosten einsparen und mit neu geordneten Geschäften auch mit Nachdruck Innovationsprojekte vorantreiben.

Beide Gruppen orientieren sich bei ihrer internationalen Präsenz in Richtung Zentral- und Osteuropa. Mit einer Zusammenlegung ihrer Filialen könnten sie ihre Marktposition in Ländern wie Polen erheblich stärken. Darüber hinaus wäre es möglich, das globale Netzwerk von Brasilien bis Japan effizienter aufzustellen und dichter zu knüpfen.

Gut finde ich auch, dass beide Konzerne noch relativ frische Erfahrung mit Fusionen haben. Die HVB- und Dresdner-Übernahmen liegen ja nur jeweils rund eine Dekade zurück und die vollständige Integration dauerte jeweils Jahre.

Grund 4: Die Gestaltungsmöglichkeiten

Dabei muss eine solche Komplett-Integration nicht unbedingt das Endziel sein. Denkbar wäre auch, direkt nach einer Fusion eine Aufspaltung anzustreben. Das könnte dann beispielsweise so aussehen, dass Commerzbank und HVB auf der einen Seite zusammengehen und die Italiener mit den zusammengelegten mittel- und osteuropäischen Geschäften bleiben.

Die Möglichkeiten sind vielfältig und ich gehe davon aus, dass auf diese Weise die Herausforderungen mit der relativ geringen Kernkapital-Decke elegant gelöst werden können. Das wäre auf jeden Fall um ein Vielfaches besser, als die HVB unter Buchwert an die Börse zu bringen oder bei diesen Minikursen eine Kapitalerhöhung durchzuziehen, die den Aktionären nur schadet.

Fazit

Wenn man auf den Börsenkurs schaut, dann erscheinen Commerzbank und UniCredit beide schwer angeschlagen. Die Profitabilität ist zu gering und die Risiken in den Büchern werden als zu hoch eingeschätzt. Beide benötigen einen Befreiungsschlag. Aus den oben ausgeführten Gründen bin ich zur Überzeugung gekommen, dass die Commerzbank ein Zusammengehen mit der UniCredit-Gruppe und deren Tochter HVB in Betracht ziehen sollte.

Da ich vermutlich nicht der einzige bin, der sich mit solchen Planspielen beschäftigt, können wir davon ausgehen, dass man sich das auch in den Vorstandsetagen durch den Kopf gehen lässt. Für die geprügelten Aktien und die Bilanzen wäre eine Umsetzung wahrscheinlich ein Segen.

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Ralf Anders hält Wertpapiere auf die Commerzbank. The Motley Fool besitzt keine der im Text genannten Aktien.



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