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Infineon Aktie kaufen, verkaufen oder halten: Das sagen die Zahlen

Alle Zahlen von S&P Capital IQ (GJ = Geschäftsjahr, KJ = Kalenderjahr). Das Geschäftsjahr von Infineon endet im September.

Heute habe ich mir zum ersten Mal die Zahlen der letzten Jahre von Infineon (ETR:IFX) angeschaut und die haben mich positiv überrascht: Der Umsatz wächst zwar unbeständig, aber es geht nach oben, das Geschäft spült ordentlich Kohle in die Kassen, die Kapital- und Vermögenssituation ist vorbildlich und das Unternehmen hat trotz Investitionen in der Vergangenheit reichlich Cash auf der Bank.

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Fragst du dich jetzt, wie ich mir durch einen ersten Blick in die Zahlen gleich eine solch fundierte Meinung bilden konnte? Natürlich gehört etwas Übung dazu, aber mit diesen 15 Kennzahlen ist das gar nicht so schwierig. Lass mich dich im Einzelnen durch diese Kennzahlen von Infineon führen und erklären, wie ich zu meiner Meinung gekommen bin.

Schau dir zunächst das Umsatzwachstum an.

GJ 2011 GJ 2012 GJ 2013 GJ 2014 KJ 2014
Umsatzwachstum 21,3 % -2,3 % -1,6 % 12,4 % 3,3 %

Wird dir schwindelig? Naja, es ging zumindest hoch und runter wie in einer Achterbahn. Aber auf Jahresbasis umgerechnet wuchs der Umsatz in dieser Zeit um durchschnittlich immerhin 6 %. Zum Staunen wird dich das sicher nicht bringen, aber schau mal auf den unteren Teil der Gewinn- und Verlustrechnung.

Dort sehen wir starke Renditen

GJ 2011 GJ 2012 GJ 2013 GJ 2014 KJ 2014
Vertriebsgemeinkostenintensität 11 % 12 % 11 % 11 % 12 %
Forschungsintensität 11 % 12 % 14 % 13 % 12 %
Nettomarge 28,0 % 10,9 % 7,1 % 12,4 % 13,1 %
Cashflowmarge 31,2 % 16,4 % 15,6 % 22,7 % 14,4 %

OK, die Vertriebsgemeinkosten werden dich auch nicht vom Hocker hauen. Von Skaleneffekten profitiert Infineon hier nicht – umgekehrt war es dem Unternehmen aber wenigstens möglich, die Kosten den rückläufigen Umsätzen in den Geschäftsjahren 2011 und 2012 anzupassen. Die Forschungsausgaben sind mit Werten zwischen 11 und 14 % relativ konstant, aber auf einem hohen Niveau. Das könnte sich in Form von Innovationen bezahlt machen. Wenn nicht, dann wird es sich zumindest in Form von Sorgenfalten auf der Stirn von Investoren bemerkbar machen.

Jetzt aber zu den interessanteren Kennzahlen. Die Nettomarge war im Geschäftsjahr 2010 auf einem außerordentlich hohen Niveau, wobie hier wahrscheinlich Einmaleffekte eine Rolle spielten. Danach sank und stieg sie mit dem Umsatz recht unbeständig, aber die zweistelligen Werte im Geschäfts- und Kalenderjahr 2014 sind schon recht gute Hausmannskost für Investoren.

Noch besser sieht es bei der Cashflowmarge aus. Bis 2013 lag sie immer deutlich über der Nettomarge. Im Kalenderjahr 2014 bewegte sie sich auf die Nettomarge zu, lag aber immer noch bei starken 14,4 %.

Wie macht sich das operativ bemerkbar?

GJ 2011 GJ 2012 GJ 2013 GJ 2014 KJ 2014
Zinsdeckungsquote 17,5 9,4 7,2 33,0 45,6
Dynamische Verschuldung 2,0 3,6 3,5 2,3 2,8
Investitionsquote 2,4 2,0 0,7 1,2 1,1

Die Zinsdeckungsquote ist einfach nur klasse. Selbst in der schwächsten der fünf gezeigten Perioden ist der operative Gewinn noch über sieben Mal höher als die Zinsbelastung. Du merkst, dass ich das schon gut finde, dann brauche ich dir gar nicht erst erzählen, was ich über die Zahlen der letzten beiden Jahre denke…

Die dynamische Verschuldung ist im letzten Jahr zwar angestiegen, ist aber immer noch sehr gut. Auf gut Deutsch bedeutet der Wert von 2,8 im Kalenderjahr 2014: Infineon könnte alle seine Schulden in weniger als drei Jahren nur mit seinem operativen Cashflow bedienen (sollte dieser konstant bleiben).

Nicht ganz so förderlich für meinen Kreislauf ist die Investitionsquote von 0,7 bis 1,1 in den letzten drei Jahren. Das bedeutet, dass das Unternehmen zwar noch in den Erhalt seiner Anlagen investiert hat, aber nicht so richtig in weiteres Wachstum.

Dieser Eindruck wird sich allerdings gleich relativieren.

Die Vermögens- und Kapitalstruktur

Anhand der folgenden vier Kennzahlen kannst du feststellen, wie solide das Unternehmen finanziert ist und wie effektiv es sein Kapital einsetzt.

GJ 2011 GJ 2012 GJ 2013 GJ 2014 KJ 2014
Kapitalumschlag 0,74 0,66 0,65 0,70 0,71
Anlagenintensität 18 % 25 % 24 % 22 % 27 %
Eigenkapitalquote 57 % 61 % 64 % 65 % 71 %
Kreditorenquote 29 % 26 % 27 % 28 % 32 %

Die relativ hohen Investitionen in den Geschäftsjahren 2010 und 2011 führten dazu, dass die Bilanz in den beiden Folgejahren ausgebaut wurde. Bei einem gleichzeitig sinkenden Umsatz bedeutete das, dass jeder Euro Kapital weniger Umsatz brachte, also Infineon an Effizienz einbüßen musste. Seit 2012 ist der Kapitalumschlag aber wieder auf dem Weg zurück auf sein altes Niveau.

Was du aber auch siehst, ist eine deutlich höhere Anlagenintensität Ende 2014 im Vergleich zu den Jahren zuvor, besonders 2010. Das könnte die niedrige Investitionsquote der letzten drei Jahre erklären – die Anlagen scheinen auf einem hohen Stand zu sein, warum also noch nachrüsten?

Insgesamt stammen zuletzt 71% des Kapitals aus Eigenkapital, das ist Weltklasse. Und fast ein Drittel des Fremdkapitals ist zinsfrei (das siehst du daran, dass die Kreditoren, also Zahlungsverpflichtungen an Lieferanten, 32% ausmachen).

Was willst du also mehr: Man hat relativ wenig Schulden und für einen großen Teil davon zahlt man nicht einmal Zinsen. Gibs zu, daran gibt’s nichts zu meckern! Zumindest solange die Liquidität dafür ausreicht, den Zahlungsverpflichtungen gegenüber Lieferanten nachzukommen.

Die Liquiditätssituation sollte auch deine Augen zum Leuchten bringen

GJ 2011 GJ 2012 GJ 2013 GJ 2014 KJ 2014
Quick Ratio 169% 169% 184% 193% 242%
Vorratsreichweite 79 Tage 84 Tage 88 Tage 97 Tage 100 Tage

Liquiditätsprobleme sehen nämlich anders aus. Das Unternehmen hat so viel Cash und kurzfristig verfügbare Liquidität, dass es alle seine kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort damit tilgen könnte – und dann bleibt immer noch 1,4-mal so viel übrig…klasse. Der Blick auf die Vorratsreichweite löst dagegen erst einmal Verwunderung aus. Infineon hat seinen Vorratsbestand in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut.

Was das alles bedeutet

Als Investor sollten diese Zahlen insgesamt dein Herz aufs Erste höher schlagen lassen – im ersten Absatz oben habe ich dir das Ganze ja bereits zusammengefasst. Trotzdem gibt es einige Wermutstropfen, die ich vor einer Investition näher untersuchen würde:

Umsatzwachstum ist vorhanden, von den hohen Forschungsausgaben würde ich mir allerdings mehr erhoffen. Fehlt das Innovationspotential? Auch das Management selbst scheint keine ganz großen Wachstumstreiber zu kennen, in das es investieren könnte – ansonsten würde es die ihm zur Verfügung stehende Liquidität anders verwenden.

Auch der kontinuierliche Ausbau der Vorräte wirft Fragen auf: Werden diese bewusst ausgebaut, weil das Management eine größere Nachfrage erwartet und es dieser unmittelbar nachkommen möchte? Oder häufen sich mehr und mehr alte Produkte an, die nicht mehr abgesetzt werden können?

Auch die selbst im Vergleich zum Umsatzwachstum starke Fluktuation der Nettomarge würde ich noch besser verstehen wollen. Genauso wie die Frage, wie nachhaltig die Cashflowmarge ist.

Es ist also auch bei Infineon nicht alles Gold was glänzt. Aber vielelleicht hat das Management doch ein Ass im Ärmel, das wir anhand dieser Zahlen nicht sehen können? Das Unternehmen befindet sich ab heute jedenfalls auf meiner Watchlist.

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Bernd Schmid besitzt keine der angegebenen Aktien. The Motley Fool besitzt keine der angegebenen Aktien.



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