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Sei darauf vorbereitet, von Netflix enttäuscht zu werden

Im Oktober hat Netflix (NASDAQ:NFLX) (FRA:NFC) (ETR:NFC) ein enttäuschendes Wachstum der Abonnentenzahlen im dritten Quartal veröffentlicht. Zudem wurde ein untypisch negativer Ausblick für die Entwicklung des vierten Quartals gegeben. Bereits im September konnte Netflix das Hoch von 489,29 USD pro Aktie nicht halten, aber die schwachen Einnahmen haben den Rückgang in einen Sturz verwandelt.

6 Monatschart der Netflix-Aktie. Daten von YCharts

6 Monatschart der Netflix-Aktie. Daten von YCharts

Die Einnahmeerwartungen von Netflix sind, basierend auf den Ergebnissen des dritten Quartals und dem Ausblick auf das vierte Quartal, ebenfalls gefallen. In den vergangenen 90 Tagen ist die Schätzung des durchschnittlichen Gewinns pro Aktie durch Börsenanalysten von 6,59 USD auf 4,58 USD gesenkt worden. Sollte 2015 das Wachstum der Abonnentenzahlen nicht schnell wieder steigen, dürften die Gewinnaussichten sogar noch schlechter aussehen als die gegenwärtigen Erwartungen der Analysten.

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Abflauendes Wachstum im Heimatmarkt

Im dritten Quartal konnte Netflix in den USA 0,98 Millionen Abonnenten gewinnen. Dies war deutlich weniger als die 1,29 Millionen Abonnenten, die im dritten Quartal des Jahres 2013 hinzugekommen sind und es war auch weit weg von den 1,33 Millionen Abonnenten, die Netflix im Juli noch angepeilt hatte.

Das Management hat das Nichterreichen des Zieles auf den Preisanstieg geschoben, der im letzten Frühjahr vorgenommen wurde. (Neue Abonnenten zahlen nun 8,99 USD pro Monat, bestehende Abonnenten hingegen nur 7,99 USD und damit noch die alte Rate von vor zwei Jahren.) Netflix sagte voraus, dass das geringere Wachstum der Abonnentenzahlen auch im vierten Quartal anhalten würde. Insgesamt sollten nun im vierten Quartal statt der 2,33 Millionen geplanten Nutzer nur noch 1,85 Millionen hinzugewonnen werden.

Warum dies wichtig ist

Das Geschäftsmodell von Netflix verursacht sehr hohe (und steigende) Fixkosten. Diese fallen für die Lizenzierung des Inhaltes an. Die variablen Kosten hingegen für die Gewinnung eines neuen Abonnenten sind sehr niedrig. Dies bedeutet, dass bereits eine kleine Änderung des Wachstums der Abonnentenzahlungen im Inland eine große Auswirkung auf den Gewinn im Heimatmarkt von Netflix hat.

Im dritten Quartal stiegen die Umsatzkosten des heimischen Streaming-Segments. Dieser Kostenpunkt spiegelt vorrangig die Ausgaben für Inhalte wider. Die Steigerung betrug im Vergleich zum Vorjahr 91,3 Millionen USD. Im Moment liegen sie bei insgesamt 565,3 Millionen USD. Auf das Jahr bezogen entspricht dies einem Anstieg der Kosten um 365 Millionen USD. Bei einem durchschnittlichen Preis pro Abonnement von 8,99 USD pro Monat muss Netflix jährlich knapp 3,4 Millionen Abonnenten gewinnen, um den Zuwachs auszugleichen.

Netflix muss jedes Jahr Millionen an Abonnenten gewinnen, um den heimischen Gewinn konstant zu halten. Foto: The Motley Fool

Netflix muss jedes Jahr Millionen an Abonnenten gewinnen, um den heimischen Gewinn konstant zu halten. Foto: The Motley Fool

2013 hat Neflix 6,27 Millionen neue Nutzer gewinnen können. Auf Grundlage der Vorhersage von Oktober wird Netflix 2014 5,65 Millionen Abonnenten im Heimatmarkt hinzugewonnen haben. Wenn sich die Abschwächung des Wachstums 2015 aufgrund der Preiserhöhung und der Marktsättigung fortsetzt, könnte es passieren, dass Netflix dieses Jahr nur 5 Millionen oder sogar noch weniger Abonnenten gewinnt.

Dies würde zwar einen höheren Deckungsbeitrag im Heimatmarkt bedeuten, aber das heimische Gewinnwachstum wäre verlangsamt. Dieses Szenario wurde in der Vorhersage von Netflix widergespiegelt. Darin hieß es, dass die Deckungsbeiträge um 200 Prozentpunkte pro Jahr steigen werden. Im Vergleich zu den Vorhersagen der letzten Jahre, in denen ein Wachstum von 400 Basispunkten angekündigt wurde, ist dies wenig.

Große internationale Verluste werden weiter anhalten

Zur gleichen Zeit, in der sich das heimische Wachstum abschwächt, häuft Netflix außerhalb der USA riesige Verluste an. Zwischen dem vierten Quartal 2012 und dem zweiten Quartal 2014 gelang es zwar, den Verlust von 105 Millionen USD auf 15 Millionen zu senken. Dies wurde jedoch durch eine langsamere Expansion in anderen Ländern erreicht.

Im September machte Netflix einen riesigen Schritt hinein nach Europa. Dabei wurde in Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg und der Schweiz der Service auf den Markt gebracht. Die anfänglichen Kosten für die Markteinführung ließen den internationalen Verlust von Netflix im dritten Quartal auf 31 Millionen USD hochschnellen. Netflix hat angekündigt, dass der Verlust im vierten Quartal bis auf 95 Millionen USD steigen könnte, da es für den Inhalt eines ganzen Quartals zahlen muss.

Netlix hat gezeigt, dass es die internationalen Kosten relativ schnell senken kann, sobald es einen Markt betreten hat. Dadurch wachsen die Einnahmen schneller als die Kosten für den Inhalt. Trotzdem könnte es bis 2016 dauern, bis Netflix außerhalb der USA den Break-Even-Punkt erreicht, wenn man sich die Größe des erwarteten Verlustes im vierten Quartal anschaut.

Netflix hat darüber hinaus Pläne angekündigt, im März nach Australien und Neuseeland zu expandieren. Dies ist zwar eine deutlich kleinere Expansion, wird aber den internationalen Verlust von Netflix dieses Jahr noch zusätzlich erhöhen. Wenn Netflix im Herbst noch weitere Märkte betritt, und CEO David Wells hat bereits Andeutungen in diese Richtung gemacht, wird dies den internationalen Verlust noch weiter steigen lassen.

Die Vorhersage von Netflix im Oktober zeigt, dass das Unternehmen einen 176 Millionen USD großen internationalen Verlust für das Jahr 2014 ausweisen wird. Da es das Jahr 2015 mit einem viel höheren Grundverlust beginnt und die Gewinnerhöhungen in den bereits bestehenden Märkten durch die neuen Märkte aufgezehrt werden (zumindest teilweise), wird der gesamte internationale Verlust 2015 wahrscheinlich steigen.

Die Einnahmen aus DVDs fallen und die Gemeinkosten steigen

Die Gewinne aus Netflix traditionellem DVD-Geschäft fallen beständig. Foto: The Motley Fool

Die Gewinne aus Netflix traditionellem DVD-Geschäft fallen beständig. Foto: The Motley Fool

Die Gewinne aus dem DVD-Geschäft fielen von 2012 bis 2013 um 99 Millionen USD. Und es sieht so aus, als ob sie zwischen 2013 und 2014 um weitere 70 Millionen USD gesunken sind. Berücksichtigt man die anhaltenden Verluste der Abonnenten, ist ein weiterer Rückgang (von vielleicht 50 Millionen USD) praktisch sicher für 2015. Die heimischen und internationalen Deckungsbeiträge aus dem Streaming sind die zwei Haupttreiber der Einnahmen von Netflix. Das abfallende DVD-Geschäft und die steigenden Gemeinkosten sind eine dauerhafte Belastung für Netflix Profitabilität.

In der Zwischenzeit sind die „Sonstigen betrieblichen Aufwendungen“ – ein Maß für die Gemeinkosten – schnell gestiegen. In den ersten drei Quartalen von 2014 sind die sonstigen betrieblichen Aufwendungen im Vergleich zum Vorjahr um 30% auf 540 Millionen USD angewachsen.

Netflix hat bereits enthüllt, dass die Vergütung seiner fünf Spitzenmanager (inklusive Gehalt, Aktienoptionen und Bonuszahlungen) von 18 Millionen USD im Jahre 2014 auf 43,6 Millionen USD 2015 steigen wird. Netflix gewährt seinen Angestellten üblicherweise am Anfang jedes Jahres Gehaltserhöhungen. Außerdem wird es ganz sicher Personal einstellen, um mit dem globalen Wachstum Schritt halten zu können. Die Gemeinkosten könnten dann dieses Jahr leicht 150 Millionen USD erreichen.

Große Erwartungen

Zusammenfassend kann man sagen, dass Netflix Gegenwind in Form von 200 Millionen USD zu spüren bekommen wird. Dieser setzt sich aus steigenden Gemeinkosten und dem ständigen Schmelzen des DVD-Geschäfts zusammen. Zur gleichen Zeit führt das langsamere Wachstum der Abonnentenzahlen zu einem geringeren Gewinnwachstum. Und die schnelle internationale Expansion von Netflix wird einen größeren internationalen Verlust hervorrufen.

Das Nettoergebnis ist, sollte kein plötzlicher Aufschwung bei den Abonnentenzahlen einsetzen, dass Netflix 2015 geringere Gewinne ausweisen wird als 2014. Obwohl die durchschnittliche Schätzung des Gewinns pro Aktie in den letzten 90 Tagen um 29% gefallen ist, stellt dies immer noch ein Plus von 37% im Vergleich zum Vorjahr dar.

Eine Verringerung des Gewinns je Aktie bedeutet nicht, dass das Geschäftsmodell von Netflix fundamental krank ist. Es zeigt viel mehr, die hohen, kurzfristigen Kosten des Wachstums. Es stellt sich daher die Frage, wie lang Netflix braucht, um wieder signifikante Gewinne zu erzielen.

Das langsamer werdende heimische Wachstum von Netflix, in Verbindung mit den steigenden Kosten für den Inhalt, macht es schwierig, dass das Unternehmen sein gestecktes Ziel von 40% Deckungsbeitrag im heimischen Streamingmarkt erreichen wird. Sollte das Wachstum der Abonnentenzahlen nicht deutlich höher ausfallen als angekündigt, könnte die Aktie noch weiter fallen, wenn Netflix Ende des Monats seine Zahlen für das vierte Quartal vorlegt.

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The Motley Fool empfiehlt Netflix. The Motley Fool besitzt Aktien von Netflix.

Dieser Artikel wurde von Adam Levine-Weinberg auf Englisch verfasst und am 11.1.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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