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Wird Vladimir Putin Gazprom Investoren auspressen?

Die letzten paar Monate waren hart für die Aktien der meisten Energieunternehmen. Kleine und große Player mussten einiges einstecken. Der Ölpreiskollaps machte einige Produzenten unprofitabel und zwang andere ihre Aussichten und/oder Dividenden zu kürzen.

Doch während der Wert eines Barrels Öl die Hauptsorge für die betroffenen Nordamerikanischen Unternehmen ist, gibt es für den Russischen Energiegiganten Gazprom (ETR:GAZ) (MCX:GAZP) weiterhin auch erhebliche Regierungsrisiken — Risiken, die sich durch die fallenden Ölpreise, die geopolitischen Anspannungen und die lahmende Russische Wirtschaft noch vergrößern könnten.

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Aktionärsfreundlich?

Wenn ich nach einer Investition schaue, dann bevorzuge ich stark Unternehmen, bei denen das Interesse des Management hauptsächlich daraus besteht, Mehrwert für die Aktionäre zu generieren. Natürlich werden Investoren darüber streiten, wie man das am besten macht, aber das allgemeine Prinzip liegt in der Idee, dass, wenn ein Unternehmen sich in Besitz der Aktionäre befindet, das Management — das von dem Unternehmen bezahlt wird — zumindest im besten Interesse der Aktionäre agiert.

Gazprom ist jedoch kein normales Unternehmen. Die Mehrheit der Aktien des Unternehmens ist in Besitz der Regierung und daher agiert dieser Öl- und Erdgasproduzent zunächst im Interesse der Regierung und erst dann im Interesse von privaten Investoren.

Gazprom weigerte sich, seine eigenen Aktien zurückzukaufen, obwohl sie während der längsten Zeit in 2014 für ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gerade einmal vier zu haben waren, weit unter Industriedurchschnitt. Investoren, die auf das Positive schauen, sehen die starke Dividendenrendite von 5% (zum Zeitpunkt der Bekanntgabe im Mai). Die Dividende ist jedoch auch ein Weg für die russische Regierung, die Energiegewinne einzusacken, die sie für die Finanzierung ihres Haushalts benötigen. Als solches gesehen unterstützt die Dividende nicht gerade das Argument eines aktionärsfreundlichen Unternehmens.

Ist Gazprom in Schwierigkeiten?

Ohne Betrachtung von geopolitischen Risiken und Aktionen der russischen Regierung, die potentiell wertvernichtend für die Aktionäre sind, scheint sich Gazprom nicht am Rande des Abgrunds zu befinden. Allerdings wird das Unternehmen aufgrund der fallenden Energiepreise geringere Gewinne einfahren. Ein Energieproduzent dieser gigantischen Größe profitiert von Skaleneffekten, die ihnen Vorteile gegenüber Startup-Bohrunternehmen bescheren. Außerdem zeigen Daten von Morgan Stanley, dass die Hälfte des russischen Öls durchschnittliche Produktionskosten von unter 50 USD je Barrel hat.

Da Gazprom ein Untenehmen ist, das von der russischen Regierung beeinflusst werden kann, sollten Investoren allerdings politische Risiken nicht ignorieren. Lass uns auf einige potentielle Regierungsaktionen schauen, die unternommen werden könnten, wenn sich die Talfahrt der russischen Wirtschaft und der Energiepreise weiter fortsetzt.

Drastische Dividendenkürzung?

Obwohl die russische Regierung die Gazprom Dividenden genießt, könnte sie bei noch geringeren Ölpreisen und in Anbetracht von anstehenden Pipeline Investitionen in beachtlicher Höhe dazu aufrufen, diese zu kürzen.

Die russische Regierung wäre natürlich besser dran, wenn Gazprom die gegenwärtigen Probleme überlebt, anstatt so viel Cash für Dividenden auszugeben, dass am Ende eine Rettungsaktion der Regierung notwendig wird, um die Russischen Märkte nicht zu bedrohen.

Obwohl eine Dividendenkürzung nicht offiziell bestätigt wurde, wurde sie bereits im Juli 2014 diskutiert, als der Ölpreis noch bei 100 USD je Barrel lag, da das Unternehmen Kapital benötigt, seine Pipelines fertig zu bauen. Der jetzige Ölpreis bei der Hälfte könnte weiteren Druck auf Gazprom ausüben, seine Dividende zu kürzen.

Unfreundliche Rekapitalisierung?

Im Juni letzten Jahres brachte der russische Präsident Vladimir Putin die Idee ins Spiel, Gazprom mit Staatsmitteln zu rekapitalisieren. Die Intention wäre gewesen, die Kapitalbasis des Energiegiganten zu stärken, während das Unternehmen sich auf neue Pipeline Projekte einlässt.

Aber eine Emission von Aktien, wie sie Putin diskutiert, wäre fast sicher schädlich für die gegenwärtigen Aktionäre. Mit einem KGV von jetzt drei ist die Bewertung so niedrig, dass Aktionäre eine beachtliche Verwässerung ihrer Anteile im Austausch für das zusätzliche Kapital sehen würden.

Ein solcher Vorschlag ist nun erst einmal vom Tisch. Aber so etwas gibt einen Einblick auf die Sichtweise Putins und wie er Gazprom als nationalen Champion sieht, der für das Wohl Russlands sorgen soll, anstatt die maximale Rendite für seine Aktionäre anzustreben.

Vergeltung für die Sanktionen?

Die russische Wirtschaft scheint den Schmerz zu spüren. Im November schrumpfte sie leicht und die russische Zentralbank war gezwungen, den Leitzins auf 17% zu erhöhen, um den Rubel zu stabilisieren.

Es ist unklar wie viel des Schadens durch die Sanktionen verursacht wurde und wie viel durch den Sturz der Ölpreise. Zwar ist Putin nicht in der Position, einen Ölpreiskrieg zu beginnen. Er könnte jedoch auf andere Art und Weise zurückschlagen, um sich für die Sanktionen zu revanchieren.

Wenn Putin aggressiver gegen die Sanktionen vorgehen wollte, dann könnte er westliche Vermögensgegenstände in Russland beschlagnahmen. Obwohl dieses Szenario weniger wahrscheinlich erscheint als die vorherigen zwei, es könnte das kostspieligste für Westliche Gazprom Aktionäre sein.

Um diesen Aktionären das Recht auf den Zugriff der Gewinne des Unternehmens zu nehmen, könnte die Regierung unter anderem:

  • Aktien von Investoren ungültig machen, die aus Ländern kommen, die Sanktionen ausgesprochen haben
  • Gazprom zu ungünstigen Konditionen rekapitalisieren, um die Anteile westlicher Aktionäre zu verwässern
  • Ein spezielles Wertpapier generieren, das über den Stammaktien steht und das die Gewinn von Gazprom an die Regierung umleitet

Diese Option würde wahrscheinlich dazu führen, dass ausländische Investoren ihr Geld so schnell wie möglich aus dem Land holen, da sie um ihr Kapital fürchteten. Auch langfristig wäre das zum Nachteil Russlands, da die Furcht vor Beschlagnahmung immer noch in den Köpfen der Investoren herum schwirren würde.

Eine solch direkte Aktion den Western zu ärgern hätte wahrscheinlich ernsthafte kurz- und langfristige Konsequenzen; das ist jedoch keine Möglichkeit, die Investoren ausschließen sollten. Keiner weiß, wie weit Putin gehen wird, die Macht Russlands dem Westen gegenüber zu demonstrieren.

Hochriskante Energie

Trotz dessen, dass Gazprom eines der größten Energieunternehmen der Welt ist, gehen mit einer Investition in das Unternehmen einige Risiken einher, die sich von Risiken westlicher Ölunternehmen unterscheiden. Und das Fallen der Ölpreise erhöht die Gefahr von nachteiligen Regierungshandlungen, da die Regierung das Gefühl haben könnte, das Unternehmen rekapitalisieren zu müssen.

Im Moment habe ich Gazprom nicht in meinem Portfolio, aber ich kann verstehen, dass einige Investoren die Aktie als eine spekulative Value-Aktie attraktiv finden. Für diese Investoren ist es wichtig zu verstehen, dass tiefere Ölpreise größeren Schaden anrichten könnten als nur ein kurzfristiger Gewinnrückgang. Dieses Risiko muss mit berücksichtigt werden, bevor eine Investmententscheidung getroffen wird.

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The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Dieser Artikel wurde von Alexander MacLennan auf Englisch verfasst und wurde am 8.1.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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