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3 Warnsignale für den Börsengang

Investieren ist ein riskantes Geschäft – es gibt keine Erfolgsgarantie und im schlimmsten Fall kann die gesamte Investition verloren gehen. Um das Risiko zu mindern, sind kluge Anleger gut beraten, so viel wie möglich über das Unternehmen, in das sie zu investieren planen, zu erfahren.

Für geplante Börsengänge (IPOs) steht allerdings viel weniger Information zur Verfügung als für bereits etablierte Aktiengesellschaften. Private Unternehmen haben weniger Berichtspflichten und werden normalweise weniger hinterfragt als börsennotierte Firmen. Darüber hinaus stammt während des IPO-Prozesses ein Großteil der Information von der Gesellschaft selbst, ist also nicht unbedingt hundert Prozent objektiv. Das macht eine Investition in Börsengänge noch riskanter.

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Während der Evaluierung von möglichen IPO-Investitionen können jedoch ein paar Warnzeichen hilfreich sein. Anbei meine drei wichtigsten Warnsignale:

1. Keine klare Strategie, Rentabilität und positiven Cashflow zu erreichen

Vor dem Börsengang stehende Unternehmen sind nicht immer profitabel und haben oft einen negativen Cashflow. Das ist nicht unbedingt ein Problem oder ein Warnsignal an sich – oft ist das Ziel des Börsengangs, die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um Profitabilität und positiven Cashflow zu erreichen. Amazon.com (NASDAQ: AMZN)(FRA: AMZ) ist ein gutes Beispiel dafür: Im Quartal vor dem Börsengang im Mai 1997 hat das Unternehmen $16 Millionen Umsatz und $3 Millionen Verlust gemacht. Seitdem ist die Firma mit $143 Milliarden Marktkapitalisierung ein Riese geworden und der heutige Aktienpreis ist mehr als zweihundertmal höher als der Erstemissionspreis.

Doch auch ein Unternehmen, das Verluste schreibt und Cash verbrennt, muss in der Lage sein, klar erklären zu können, wie es zu Gewinn und positivem Cashflow kommen will. Potenzielle Investoren können viel über die Zukunftsaussichten der Firma erfahren, wenn sie den Teil des Börsenprospekts lesen, in dem es um Strategie und Perspektiven geht. Man muss dies aber mit Vorbehalt genießen – Zukunftsaussichten werden oft zu optimistisch dargestellt. Es lohnt sich, die von der Firma verwendeten Annahmen anhand externer Quellen zu überprüfen, oder mit anderen Marktteilnehmern zu vergleichen.

Falls das Unternehmen seine Strategie nicht klar darlegen kann – wie es oft während der dot.com-Blase der späten Neunzigerjahre zu beobachten war –, ist dies ein Warnzeichen für eine Investition in diese Firma.

2. Der IPO-Erlös wird für Kreditrückzahlungen oder Auszahlungen an Altaktionäre verwendet

Idealerweise sollten die Erlöse für solche Aktivitäten verwendet werden, die die langfristige Unternehmensstrategie unterstützen – wie zum Beispiel Produktforschung oder geographische Expansion. Dies sind Aktivitäten, die Ertrag für das investierte Kapital schaffen.

Wenn dagegen Erlöse Kreditrückzahlungen dienen, ist das Unternehmen möglicherweise nicht in der Lage, seine Verbindlichkeiten ohne Kapitaleinfluss zu begleichen. In diesem Fall habe ich Bedenken hinsichtlich des Finanzmanagements der Firma.

Wenn die Erlöse dazu verwendet werden, um Anteile von Altaktionären zu kaufen, nutzen die derzeitigen Eigentümer – die viel mehr Insider-Wissen über das Unternehmen haben als externe Privatanleger – damit den IPO als Exit-Strategie, um ihre Anteile zu verkaufen oder zu reduzieren. Das stärkt keinesfalls das Vertrauen in die Zukunftsaussichten der Firma.

Auch „allgemeine Unternehmenszwecke“ als Verwendungszweck können zu großen Bedenken führen. Möglicherweise hat das Unternehmen noch nicht eindeutig identifiziert, was es mit dem Geld plant – in dem Fall könnte man die strategische Führung der Firma in Frage stellen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Firma Geld verbrennt und die Erlöse für Tagesbedürfnisse – statt für strategische Zwecke – benutzt werden müssen.

Zur Veranschaulichung folgende Beispiele von geplanter Verwendungen des Emissionserlöses:

  1. „Die Emittentin plant gegenwärtig, ungefähr € 400 Mio. bis € 500 Mio. (…) in proven winners zu investieren, um ihre Beteiligung an diesen zu erhöhen. (…) € 250 Mio. bis € 350 Mio. für Eigenkapitalinvestitionen in ausgesuchte emerging stars, (…) um langfristiger eine  Mehrheitsbeteiligung aufrechtzuhalten oder zu erreichen (…) [und] € 600 Mio. bis € 700 Mio. in Konzepte und neue Gesellschaften zu investieren, um (…) eine langfristige Mehrheitsbeteiligung aufrechterhalten zu können.“Rocket Internet (ETR: RKET) IPO-Prospekt
  2. Wir haben noch keinen speziellen Verwendungszweck für den Nettoemissionserlös aus diesem Angebot festgelegt. Die Gesellschaft beabsichtigt, den Nettoemissionserlös aus diesem Angebot zur Finanzierung ihres weiteren langfristigen Wachstums sowie für allgemeine Unternehmenszwecke zu verwenden. Wir gehen davon aus, dass die Verwendung möglicherweise die geografische Erweiterung unseres bestehenden Geschäfts sowie die Erweiterung in neue oder verwandte Geschäftszweige und ausgewählte Akquisitionen, jeweils zur Förderung unserer Unternehmensstrategie, einschließen könnte.“Zalando (ETR: ZAL) IPO-Prospekt
  3. Laut Wall Street Journal Deutschland wollte das Deutsche Internetportal Scout24 seine Pläne bezüglich Börsengang am 9. Oktober ankündigen (die Ankündigung wurde in der Zwischenzeit wegen genereller Marktstimmung verschoben). Laut Informationen plane das Unternehmen 25 % der bestehenden Aktien zum Verkauf anzubieten. Beide großen Altaktionäre Hellman & Friedman sowie Deutsche Telecom (ETR: DTE) möchten ihre Anteile reduzieren.

Von den oben genannten drei Beispielen hat Rocket Internet die meisten Details über die Verwendung der IPO-Erlöse bekanntgegeben und die angesprochene Verwendung steht auch im Einklang mit dem strategischen Ziel der Firma,  nämlich Verstärkung der Eigentumsanteile an verschiedenen Betriebsgesellschaften. Der Zalando-Prospekt ist dagegen viel weniger klar hinsichtlich der geplanten Verwendung und, basierend auf den ersten Berichten, klingt es so, als ob die Eigentümer von Scout24 weniger von ihrem Geld in das Internetportal investieren möchten – warum sollte man da mehr von seinem eigenen Geld darin investieren?

3. Die Aktie wird aggressiv verkauft oder der Angebotspreis wird während des IPO reduziert

Für Privatanleger ist es sehr schwierig, eine begehrte IPO Aktie zum Emissionspreis zu bekommen. Grund dafür ist, dass Privatanleger nicht Zielmarkt der Konsortialbanken (also der für die Organisation des Börsengangs verantwortlichen Investmentbanken) sind. Konsortialbanken konzentrieren sich auf die großen institutionellen Anleger. Falls man ein Konto bei einer in den IPO beteiligten Bank hat, kann es passieren, dass die Bank bereit ist, Aktien für den Angebotspreis zuzuteilen – solange das Konto groß genug ist und darauf oft gehandelt wird. Anders gesagt: Die meisten Leute konnten Alibaba (NYSE: BABA) Aktien nicht für den $68 Angebotspreis kriegen, sondern mussten sie am ersten Tag des offenen Handels für über $90 kaufen.

Deshalb, wenn dein Broker mit einem „heißen“ IPO-Tipp kommt, empfiehlt es sich vorsichtig zu sein. Das ist normalerweise ein Zeichen, dass die Konsortialbanken die Aktien nicht an die großen institutionellen Anleger verkaufen konnten – also du Aktien kaufen würdest, die niemand anders haben wollte. Um Groucho Marx umzuformulieren: Ich mag keine Aktien in einem IPO besitzen, der mich als Aktionär aufnimmt.

Ein anderes Warnzeichen ist, wenn der Angebotspreis während des Börsengangs reduziert wird. Das ist ein Hinweis darauf, dass es nicht genügend Nachfrage nach diesen Aktien gibt.

Die Konsortialbank selbst kann auch ein Anzeichen für die Qualität des Unternehmens sein. Große Investmentbanken können wählerischer sein in der Auswahl ihrer Kunden, während eine kleinere Maklerfirma bereit sein könnte, jedes Unternehmen – darunter auch schlechte – zu zeichnen (natürlich bedeutet dies nicht, dass große Banken nur gute Firmen zeichnen).

Zusammenfassend: Wenn ein kleiner, wenig bekannter Makler eine IPO-Aktie aggressiv verkauft, ist die beste Antwort,  öfters die Gegenrichtung einzuschlagen.

Schlussgedanken

Die oben genannten Punkte sind natürlich nicht in Stein gemeißelt. Eine klare Strategie bringt nicht zwingend Erfolg, die Verwendung der Emissionserlöse wird das Schicksal des Unternehmens nicht entscheiden und mit einem „heißen“ IPO-Tipp des Maklers kann man Glück haben. Amazon.com ist wieder ein gutes Beispiel dafür: das Unternehmen hat in seinem IPO-Prospekt „erhebliche Verluste in absehbarer Zeit“ als Risiko genannt und wollte die IPO-Erlöse für „allgemeine Unternehmenszwecke“ benutzen, einschließlich „Betriebskapital für Finanzierung von Verlusten und Investitionen“.

Außerdem gilt es viele andere Themen zu beachten – wie zum Beispiel Ergebnis und Bewertung des Unternehmens, Branchendynamik oder Wachstumsaussichten – bevor man eine Investitionsentscheidung trifft.

Die drei oben genannten Warnsignale können jedoch helfen, potenzielle Risiken einer IPO-Investitionsidee zu identifizieren.

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